Das Leben und Wirken des berühmten Namensgebers der Franckeschen Stiftungen

Auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen zu Halle wird im Sinne ihres Begründers August Hermann Francke (1663-1727) gelebt, gelehrt und gelernt, auch noch mehrere Jahrhunderte nachdem dort die erste Bildungseinrichtung ihre Türen für Waisenkinder öffnete. Der Theologe, Pädagoge und Sozialreformer hat durch sein unermüdliches Schaffen den gewaltigen Komplex der damaligen „Glauchaschen Anstalten“ und mit diesem auch eine Revolution des Pietismus in der Saalestadt in Leben gerufen.

Der pietistische Ansatz, die Bereiche Glaube, Wissen, Politik. Kommunikation und Erziehung ganz im Zeichen Luthers miteinander zu verbinden und für jeden zugänglich zu machen, ohne dabei soziale Unterscheidungen vorzunehmen, sollte in Franckes Einrichtungen allen dieselbe Möglichkeit der Bildung bieten.



Von Glaucha aus, der kleinen Vorstadt Halles, strebte er ein immenses Reformvorhaben an, dass auch heute noch ein kulturelles Denkmal seiner Zeit ist. Francke gelang es, 200 Jahre nach Martin Luther zentrale Aspekte der Reformation in die Praxis umzusetzen. Neben pädagogischen Konzepten, die Personen jeden Alters aus allen gesellschaftlichen Schichten integrierten, legte er Wert auf die Verbreitung von Bibeln, welche er in seinem eigenen kleinen Verlag preiswert für die Bürger drucken ließ. Die stetig wachsenden Stiftungen verfügten bald auch über eine eigene Apotheke, sowie einen Pflanzgarten zur Versorgung all ihrer Bewohner. Franckes Schulstadt, welche im Jahr 1695 gegründet wurde, erlangte schnell Bekanntheit über die Landesgrenzen hinaus.

Heute sind die Franckeschen Stiftungen ein einzigartiges Areal, das restauriert in neuer Blüte erstrahlt. In mehr als 40 Einrichtungen tummeln sich Schüler, Studierende und Interessierte aus Pädagogik, Wissenschaft und anderen sozialen Bereichen. Noch immer ist die Geschichte zu spüren. Die Naturalienkammer Franckes, sein historisches Waisenhaus und die Gärten sind nur einige der Sehenswürdigkeiten auf dem 14 Hektar großen Stiftungsgelände. Die Verantwortlichen haben es durch ihre Bemühungen auf die deutsche Vorschlagsliste für das UNESCO Welterbe geschafft. Als Ort des Lernens und der Begegnung sind die Stiftungen aus der halleschen Innenstadt nicht wegzudenken.

(Autorin: Lina Schrader)