Neue Wohnung finden. Auf diese Dinge sollten Wohnungssuchende achten

Was sind die wirklich bewegenden Fragen, wenn man eine Wohnung sucht? - Dies fragten wir uns in der Redaktionssitzung. Da alle „Kulturfalter“ gestandene Mieter oder Hausbesitzer sind, schickten wir unsere freie Mitarbeiterin Elisa Dziubiel auf Wohnungssuche. Warum gerade Elisa? Die Noch-Schülerin der Latina, dem Landesgymnasium von Sachsen-Anhalt, wird im nächsten Jahr zu Hause ausziehen, weil sie dann studieren möchte. Sie war also prädestiniert für diese Aufgabe. Auf ihren Wegen durch die Stadt traf sie sich mit Frau Hentschke, Expertin von der Wohnungsgenossenschaft Frohe Zukunft.

Elisa Dziubiel: Im September suchen wieder viele junge Leute eine Wohnung. Worauf sollte man bei einem Abschluss eines Mietvertrages achten?

Frau Hentschke: Grundsätzlich ist es wichtig sich nach dem Vermieter zu erkundigen. Man sollte sich umhören oder auch im Internet schauen, ob das ein großer oder kleiner Vermieter ist. In der Regel sind die größeren Vermieter zu bevorzugen, da sie vielen Mietern eine Wohnung zur Verfügung stellen. Man kann einfach weniger falsch machen. Sich nach dem Vermieter zu erkundigen ist also die erste Regel. Außerdem ist natürlich wichtig, sich den Standort der Wohnung anzuschauen und dabei je nach Bedürfnissen die Nähe zur Universität oder sonstiges in Betracht zu ziehen. Des weiteren sollte man bedacht sein die Gesamtkosten so gering wie möglich zu halten, also z.B. auf eine geringe Kaution achten. Man sollte sich auch den Mietvertrag genau durchlesen, um erhöhte Kosten durch gestaffelte Mietpreise zu vermeiden.  

Bei der Suche nach einer Wohnung werden in Anzeigen die Nebenkosten entweder inklusiv oder zuzüglich angegeben. Was beinhalten die Nebenkosten in der Regel?

Bei inklusiven Nebenkosten sollte man vorsichtig sein. Es kann vorkommen, dass der Vermieter eine hohe Kaltmiete ansetzt und die Nebenkosten niedrig hält. Man muss aber bei Überschreiten der Nebenkosten nachzahlen und spart unter dem Strich nichts. Deswegen ist die Variante der zuzüglichen Nebenkosten zu bevorzugen. Die Nebenkosten schlüsseln sich auf in Betriebskosten und Heizkosten. Die Betriebskosten beinhalten Leistungen wie die Müllabfuhr, Grünflächenbepflegung und Hausmeisterdienste. Die Heizkosten sind ebenso wie die Wasserkosten verbrauchsabhängig.

Wie hoch sind die Nebenkosten im Durchschnitt?

Der Vermieter orientiert sich bei der Festlegung der Nebenkosten gewöhnlicherweise an Erfahrungswerten beim Verbrauch. Wie schon gesagt, sollte man darauf achten, dass die Nebenkosten nicht zu gering sind, sonst zahlt man nach. Unter einem Euro für den Quadratmeter sollte man nicht mieten. Bei einem Neubezug ist ein Preis zwischen 1,50 Euro und 3,00 Euro angemessen. Wohnt man schon einige Jahre dort kann man diesen Preis noch nach unten korrigieren. Es ist also ein höherer Einstiegswert empfehlenswert.  

Entstehen neben Mietpreis und Nebenkosten noch andere finanzielle Belastungen für den Mieter?

Neben Mietpreis und Nebenkosten muss auch noch der Strom bezahlt werden. Dafür sind die Halleschen Stadtwerke zuständig. Auch ein Kabelanschluss ist nicht im Mietpreis enthalten, den muss der Mieter separat bei seinem Anbieter zahlen. Da gibt es für jeden individuelle Angebote, über die man sich informieren kann.  

Kann der Vermieter, angesichts der allgemein steigenden Preise den Mietpreis beliebig erhöhen?

Nein, den Mietpreis kann der Vermieter nicht beliebig erhöhen. Um die Nettokaltmiete zu erhöhen, muss der Vermieter eine stichhaltige Begründung anführen. Das kann beispielsweise die Sanierung der Außenfassade oder das Einsetzen neuer Fenster sein. Es gibt gesetzliche Vorschriften, die untersagen, dass der Mietpreis innerhalb von drei Jahren um 20% ansteigt. Sollte das trotzdem der Fall, sollte man gerichtlich dagegen vorgehen. 



Viele Neu-Studenten haben gerade in den ersten Wochen noch kein geregeltes Einkommen. Welche Vereinbarungen werden dazu getroffen?

Bei uns ist es üblich, dass jemand eine Bürgschaft übernimmt, solange der Student noch nicht wirtschaftlich selbstständig ist. Das können z.b. Eltern oder Großeltern übernehmen. Kann er dann ein festes Einkommen nachweisen, kann die Bürgschaft aufgelöst werden. So eine Bürgschaft verschafft zum einen dem Vermieter Sicherheit, indem er weiß, dass er das Geld regelmäßig überwiesen bekommt. Aber es ist gleichzeitig auch eine Sicherheit für den Mieter. Er kann sich dann komplett in der Wohnung einrichten, ohne das ständige Gefühl die Miete nicht zahlen zu können. Wir hatten aber damit selten Probleme, denn die Eltern stehen meistens hinter ihren Kindern und übernehmen deswegen auch eine Bürgschaft.

Worauf ist letztendlich bei einer Kündigung zu achten?

Wichtig ist, die Kündigungsfrist zu beachten. Die ist gesetzlich mit drei Monaten festgesetzt und muss eingehalten werden, es sei denn es wird ein Nachmieter gefunden. Einen Nachmieter findet man entweder privat oder man sucht sich Unterstützung. Wir bieten beispielsweise an, einen Nachmieter zu vermitteln. Ist ein Nachmieter gefunden, kann man schon eher aus der Wohnung ausziehen. Normalerweise findet sich schnell ein Nachmieter; es wohnt selten ein Mieter bis zum Schluss der Kündigungsfrist in seiner Wohnung. Man sollte natürlich auch darauf achten, wie die Wohnung zu verlassen ist. Wie man die Wohnung zurückgeben muss, ist im Mietvertrag festgehalten. Zuletzt sollte man dem ehemaligen Vermieter auch seine neue Anschrift mitteilen, damit eventuelle Rückzahlungen o.ä. problemlos erfolgen können.

Frau Hentschke, Vielen Dank für das Gespräch.