Kulturfalters Bandsteckbrief mit Leyas Crave

IIn Mitteldeutschland gibt es eine lebendige Musikszene, bestehend aus vielen Bands und Musikern. Oft kündigen wir ihre Konzerte bei uns an. Doch in dieser Reihe wollen wir Ihnen in loser Reihenfolge einige der Bands genauer vorstellen. Unseren nächsten Steckbrief beantwortet Claudius Förster von der  halleschen Band „Leyas Crave“. Im Januar erschien ihre EP „The Weight of the Soul“.

Wie lange gibt es „Leyas Crave“ schon, und wie habt ihr euch kennengelernt?
Dinah und Anna kennen sich seit ihrer Kindheit und haben gemeinsam schon viel Musik gemacht. Als ich nach Halle kam, lernte ich irgendwann Dinah kennen, da war die Band jedoch noch kein Thema. Erst als Sven 2018 in die Stadt zog und wir uns kennenlernten, entwickelte sich die Idee, ein gemeinsames musikalisches Projekt zu starten. Zu diesem Zeitpunkt kam Dinah gerade von einem längeren Auslandsaufenthalt nach Deutschland zurück und war selbst auch auf der Suche nach neuen Musikprojekten. Sie holte dann Anna mit ins Boot, und wir trafen uns im April 2019 zu unseren ersten gemeinsamen Proben.

Wie ist euer Name entstanden, und was bedeutet er?
Wenn ich es richtig übersetzt habe, müsste der Name in etwa „Leyas Sehnsucht“ heißen. Ist das richtig? Wer ist Leya? Der Name ist ähnlich kompliziert wie auch sein Findungsprozess. Die Idee war, etwas zu finden, das uns verbindet und beschreibt, aber gleichzeitig auch eine gewisse Interpretationsmöglichkeit lässt. Der Klang des Namens und sein Schriftbild sollten auch stimmig sein. Das Wort „Leyas“ haben wir von dem englischen Begriff „layers“ abgeleitet, was mit „Ebenen“ oder „Schichten“ übersetzt werden kann. Diese Ebenen kann man als Sinnbild für uns als Band begreifen: Jeder von uns hat seinen Platz in diesem vielfältigen Gefüge, und gemeinsam ergeben wir ein Ganzes und erschaffen etwas Neues, was alleine nicht entstanden wäre. Dass „Leya“ auch als Name gelesen werden könnte, war uns im ersten Moment gar nicht so sehr bewusst. Aber dieser Umstand schafft eine größere Nahbarkeit und Tiefe, die ich sehr schätze und von der ich glaube, dass sie im Kontext unserer Musik auch sehr passend ist.

Das Wort „crave“ ist ein englisches Verb, was so viel bedeutet, wie „sich sehnen“. Nachdem klar war, dass „Leyas“ ein Teil des Namens sein würde, suchten wir noch nach einem ergänzenden Wort, das das Gefühl der Musik beschreiben sollte und gut zu dem ersten passt. „Sehnsucht“  schien dafür sehr gut geeignet zu sein, und als Verb geschrieben passte es ziemlich gut.



Wer sind eure musikalischen Vorbilder und warum?
Gemeinsame Vorbilder zu benennen ist bei uns nicht so leicht, da wir sehr verschiedene Geschmäcker und musikalische Hintergründe haben. Aber genau davon lebt unsere Musik: wir orientieren uns nicht bewusst an irgendwelchen gemeinsamen Vorbildern, sondern suchen vielmehr nach unseren Schnittmengen innerhalb der Band. Unsere persönlichen Geschmäcker reichen von Neoklassik über Indie, Pop und elektronischer Musik bis hin zu Rock und Metal. Musikalisch können wir uns aber alle ganz gut auf London Grammar und Charlie Cunningham einigen. Und für unsere EP „The Weight Of The Soul“  könnte man das Album „A Black Mile To The Surface“ von Manchester Orchestra als eine von vielen Inspirationsquellen nennen.

Mit wem würdet ihr am liebsten einmal auf der Bühne stehen?
Was Genre oder Künstler/-in angeht, sind wir relativ offen, solange es sich irgendwie stimmig anfühlt. Gemeinsame Facetten wie Atmosphäre und Tiefgründigkeit würden da in jedem Fall gut passen. Wenn es beim Hauptact sehr nischig, extrem oder oberflächlich zugehen sollte, hätten wir jedoch so unsere Probleme …

Auf welchem Festival würdet ihr am liebsten spielen und warum?
Ich kenne mich mit Festivals nicht gut genug aus, um einschätzen zu können, ob unsere Musik da so einen guten Platz hat. Aber wenn man das mal ausblendet, würde ich sagen: „je größer desto besser“. Umso mehr Menschen einem zuhören, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass da jemand ist, dem es gut gefällt. Und unabhängig von einem spezifischen Festival würden wir gerne am Abend spielen, wenn’s dunkel ist – da wirkt unsere Musik einfach besser als in der Mittagssonne.

Woher nehmt ihr eure Inspiration?
Musikalisch sind wir alle auf jeden Fall stark von den Künstler*innen und Bands inspiriert, mit denen  sich jede/r von uns persönlich beschäftigt. Aber auch Bilder oder Filme können als Inspiration dienen, sowie alltägliche Geräusche und Sounds.
Thematisch sind der persönliche Alltag und die damit verbundenen Themen vermutlich die größten Einflüsse. Manchmal bewegen uns die globalen Missstände und gesellschaftlichen Fragen, aber häufig auch die kleinen, persönlichen und intimen Geschichten.



Verbringt ihr auch außerhalb der Band viel Zeit miteinander?
Wir sehen uns nicht nur als Bandkolleg/ -innen, sondern vor allem auch als Freund*innen. Uns ist es sehr wichtig, am Leben der anderen teilzuhaben – das klappt auch meist ganz gut! Allerdings wohnt Anna nicht in Halle und kommt nur zum Proben her, weswegen unsere Treffen meist durchgetaktet und arbeitsintensiv sind. Da merkt man auch, dass wir perfektionistisch sind und hohe Ansprüche an die Band haben. Uns ist die persönliche und private Komponente aber sehr wichtig und wir sind sehr bemüht, diese auch bewusst in unseren Bandalltag zu integrieren.

Ihr habt euch kurz vor Corona gegründet. Wie habt ihr den Lockdown verbracht/erlebt, und vor allen Dingen, wie konntet ihr Musik machen?
Für uns als damals neu gegründete Band war Corona ein echter Hammer. Wir hatten Anfang 2020 unser erstes Konzert gespielt, das echt super besucht war – und direkt danach ging es in den Lockdown. Von da an war es eine echte Herausforderung, weil es für so unbekannte Bands wie uns kaum Möglichkeiten gab, überhaupt Konzerte spielen zu können. Wir haben uns dann vor allem auf die EP konzentriert und das Crowdfunding vorbereitet, was auch im Endeffekt echt gut war. Nebenbei haben wir uns soweit es möglich war auch weiter zum Proben getroffen und an neuen Songs gearbeitet.

Was wünscht ihr euch für die Zeit nach der Pandemie?
Vor allem wünschen wir uns, dass wir die für uns bisher so alltägliche und seit Beginn der Pandemie verlorengegangene Freiheit zurückerobern und in einem Bewusstsein genießen können, dass diese nicht selbstverständlich ist. Und wir hoffen sehr, dass wir als Gesellschaft die tiefen Gräben der Feindseligkeit und Frustration, die in den letzten Jahren entstanden sind, überwinden können und wieder mehr zueinander finden.

Woran arbeitet ihr mit der Band gerade?
Wir haben vor ein paar Wochen unser Crowdfunding endgültig abschließen und allen Supporter*innen ihre Dankeschöns schicken können. Jetzt sind wir gerade dabei, uns neu zu sortieren und zu überlegen, was wir dieses Jahr neben Konzerten noch so in Angriff nehmen wollen. Da schwirren auch schon einige Ideen in unseren Köpfen herum, die es nun zu konkretisieren gilt.

Seid ihr mal in Mitteldeutschland zu sehen?
Ja, auf jeden Fall. Für den Sommer sind schon ein paar Sachen geplant, unter anderem in Halle und Dresden. Wer sich dafür interessiert und gerne mehr Infos haben möchte, der sollte uns am besten bei Instagram oder Facebook abonnieren oder ab und zu auf unserer Webseite vorbeischauen. Da werden wir rechtzeitig über Konzerte informieren!

Lieber Claudius, vielen Dank für das Interview.

Mehr von Leyas Crave gibt es auf ihrer Website und im Youtube-Channel



Leyas Crave - Odysee (Official Lyric Video)