Die Stifter & Schenker des Kunstmuseums Moritzburg - Viele Wege führen zur „Burg der Moderne“
Heute zählt das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) zu den bedeutendsten Museen dieser Art in Deutschland. Zahlreiche private Zuwendungen – finanzielle wie materielle – trugen in hohem Maße zum heutigen Sammlungsprofil bei. Bereits die Gründung des damaligen Städtischen Museums für Kunst und Kunstgewerbe zu Halle ist engagierten Bürgern zu verdanken. Doch der viel zu geringe Erwerbungsetat hatte zunächst einen systematischen Aufbau der Sammlung verhindert. Mit dem Kunsthistoriker Max Sauerlandt (1880–1934), der 1908 die Verwaltung des Museums übernahm, wurde schließlich 1910 erstmals ein hauptamtlich agierender Direktor angestellt. Vehement setzte er sich für eine Profilschärfung und die Etablierung moderner Stilrichtungen ein.
Sauerlandt beabsichtigte, durch die Vereinigung von zeitgenössischer und älterer bildender Kunst sowie des Kunstgewerbes die Entwicklungslinien durch die Jahrhunderte aufzuzeigen. Es ging ihm darum, die Vielfalt der Techniken beispielhaft zu illustrieren und das Potential künstlerischen Vermögens zu dokumentieren und erlebbar zu machen, nicht zuletzt als Anregung für Neues. Dabei kam ihm auch manche Schenkung sehr zu pass. Mehr als drei Viertel aller zwischen 1908 und 1939 übereigneten Objekte gelangten während seiner Amtszeit bis 1919 ins Museum.
Der Kolonialwarengroßhändler Carl Haenert (1821–1881) – selbst leidenschaftlicher Sammler, hauptsächlich von Keramik – half insbesondere beim Aufbau der kunstgewerblichen Abteilung mit Geldzuwendungen und vielen Objekten. Das Aquarell „Adams Schlaf“ von Moritz von Schwind gehört zu den herausragenden Überlassungen. Zudem finanzierte er vier Gemälde von Christian Rohlfs.
Der Bauunternehmer Friedrich Kuhnt (1836–1927) stiftete größere Geldbeträge und spendierte vor allem Steingut- und Glasarbeiten. Auf Anregung von Sauerlandt und Rive ließ er sich von Max Liebermann porträtieren und schenkte sein Bildnis dem Museum. Als besonderes Verdienst für die Kunst der Moderne gilt Kuhnts Beitrag beim Ankauf mehrerer Werke Emil Noldes.
Der Bankier Heinrich Franz Lehmann (1846–1925) engagierte sich mit unermüdlichem finanziellem Einsatz für die halleschen Kultur und Wissenschaft, unterstützte u. a. den Ausbau des Archäologischen Museums, war an der Gründung des halleschen Zoos beteiligt und stellte ebenso dem Moritzburgmuseum größere Geldbeträge für Erwerbungen zur Verfügung. Sein persönliches Sammelinteresse galt venezianischen Glasarbeiten aus dem 16. Jahrhundert, von denen er einige dem Museum zum Geschenk machte.
Doch auch von außerhalb erfuhr das Museum manche Unterstützung, u. a. durch den Hagener Kunstsammler und Mäzen Karl Ernst Osthaus (1874–1921). Er teilte mit dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius eine große Leidenschaft für spanisch-maurische Keramik, für die sich ebenfalls Sauerlandt interessierte. Zu den teils gekauften, teils geschenkten Fliesen steuerte Osthaus schließlich noch ein Konvolut von 17 kunsthandwerklichen Objekten als Zugabe bei. Nicht zuletzt überreichten Künstler wie Max Beckmann, Emil Nolde und Hans von Volkmann eigene Werke. Selbst die Museumsdirektoren erwiesen sich mitunter als sehr spendabel.
1864 erhielt sie der berühmte Zoologe Ernst Haeckel, 1901 der Berliner Anatom Rudolf Virchow, 1914 der Hallenser Physiologe und spätere langjährige Akademiepräsident Emil Abderhalden, 1943 der Chemiker Otto Hahn, 1959 die Physiker Georg von Hevesy und Petr Kapica. Die Medaille wurde aber auch 1972 an den halleschen Stomatologen Erwin Reichenbach oder 1985 an den Bonner Klimaforscher Hermann Flohn und im gleichen Jahr an den Erfinder des Computers, Konrad Zuse, verliehen.
Seit 1954 wird die Cothenius-Medaille an einen hervorragenden Forscher für ein großes Lebenswerk als höchste Auszeichnung der Akademie neben der Ehrenmitgliedschaft vergeben. Über 120 berühmte und bekannte Namen zieren inzwischen diese Ehrenliste. Die lange Kontinuität dieser nun über 200 Jahre verliehenen Medaille ist schon erstaunlich, wenn nicht sogar einmalig. Es dürfte weltweit kaum andere Editionen mit einer ähnlichen Wirkungsgeschichte geben. Das hier abgebildete Exemplar wurde im Jahr 1878 dem Astronomen Johan August Gyldén verliehen, der von 1871-1896 die Sternwarte in Stockholm leitete, die Atmosphäre und den Lichtwechsel veränderlicher Sterne und die Kometen erforschte. Es handelt sich um die erste in Halle von der Leopoldina verliehene Preismedaille, der noch hoffentlich viele folgen werden.
(Ulf Dräger, Kultufalter September 2008)
(Autor/in: Angela Dolgner & Sven Pabstmann)