100 Jahre Händel-Feste in Halle

Mit einem Feuerwerk an Veranstaltungen, von der großen Oper über das feierliche Oratorium bis hin zu genreübergreifenden Formaten feiern die Händel-Festspiele Halle vom 27. Mai bis 12. Juni ihre Gründungstage vor 100 Jahren. Eröffnet werden die Festspiele mit einer Neuproduktion der Oper „Orlando“, die 1922 als erste Händel-Oper in Halle den Abschluss des „Hallischen Händelfestes“ bildete. Zahlreiche weitere Opern, Oratorien und Konzerte machen die 17 Festivaltage zum Highlight für Barockfans. Abgerundet wird das Programm durch innovative und spannende Veranstaltungen, die alle musikalischen Grenzen von E und U sprengen. Viele bekannte Barockstars, darunter auch etliche Händel-Preisträgerinnen und -Preisträger vergangener Jahre, werden musikalisch das Jubiläum in Halle mitfeiern.

Erstmals gastieren die Händel-Festspiele 2022 am 3. Juni im WuK Theater Quartier, und zur Premiere gibt es etwas Außergewöhnliches. In der „Baroque Lounge I“ arrangiert hier der argentinische Allroundkünstler Marcello Nisinman die groovigen Hits der Musikgeschichte neu, entfernt jahrhundertealte Patina und schafft so den Brückenschlag ins 21. Jahrhundert. „Stigie larve – Geister der Hölle”, das berühmte Accompagnato aus Händels „Orlando“, steht  exemplarisch für das Konzert. Die italienische Altistin Candida Guida beschwört mit ihrem bemerkenswerten tiefen Register die Geister der Hölle, beseelt aber  auch lyrische und tief emotionale Arien aus Opern Händels, Mozarts und anderen. So lebendig kann Alte Musik klingen! In der „Baroque Lounge II“ am 4. Juni in der St. Georgenkirche lassen die in der New Yorker Juilliard School gegründete Musica Sequenza, der Live-Elektronik-Künstler Carlo Grippa und die Sängerin Margret Bahr Händels Musik zu einer einzigartigen Klangcollage verschmelzen. Weitere Highlights im Programm sind unter anderem die Aufführung der Kantate „Aminta e Fillide“ unter der Leitung von William Christie, ein Festkonzert mit Countertenor Iestyn Davies sowie unter dem Titel „Händels Bestiarium“ eine von Annett Renneberg und Händel-Fan Donna Leon gestaltete Lesung am Pfingstmontag in der Ulrichskirche, die von den Sängerinnen Inga Kalna und Maite Beaumont musikalisch begleitet wird.

-> www.haendelfestspiele-halle.de



Die Stadt als Bühne - Open Airs, Kirchenkonzerte und mehr

Musik an authentischen Orten, so lautet die Devise der Händel-Festspiele Halle, bei denen 2022 wieder die ganze Stadt zur Bühne wird – oft sogar bei freiem Eintritt. Dies beginnt am Eröffnungstag des Festivals, dem 27. Mai, mit einer musikalisch untermalten Feierstunde am Händel-Denkmal, gefolgt von einem Carillon-Konzert am Glockenspiel im Roten Turm, ehe man ab 18 Uhr zur großen Orgelnacht einlädt. Hier werden renommierte Organisten gleich in fünf Kirchen die „Königin der Instrumente“ zum Klingen bringen.

Eine Neuheit ist die Straßentheater-Performance „Vogelfrei“: Gefiederte Wesen bieten mit Tanz, Artistik, Figurenspiel und Gesang ein abwechslungsreiches
Spektakel auf dem Marktplatz. Musik unter freiem Himmel lässt sich nicht nur auf dem Marktplatz, sondern ebenso bei einem Wandelkonzert im Botanischen Garten erleben, wo der Universitätschor Halle sowie die Pfeiferstuhl Music für die stilvolle Untermalung sorgen; oder an Bord der MS Händel II. Bei der „Wassermusik“ mit Sachsen-Anhalt Brass darf man sich hier fühlen wie der englische König George I., der sich zu seinen Bootsfahrten auf der Themse von Händel unterhalten ließ. Nicht zu vergessen das Abschlusskonzert in der Galgenbergschlucht, wo das Jubiläum erneut mit großem Feuerwerk zelebriert wird!

Um das barocke Lebensgefühl abzurunden, fehlt es natürlich auch nicht an musikalisch-kulinarischen Angeboten. So etwa mit einem Walking Dinner. Ferner gibt es eine Reihe von kostenfreien Lunch-Konzerten im Händel-Haus. Diese werden unter anderem von einem Preisträger der „Handel Singing Competition London“ bestritten, einem renommierten Wettbewerb, der schon für so manches junge Talent den Startschuss zur internationalen Karriere markierte. Neben neuen, innovativen Formaten wird die Tradition bei den Händel-Festspielen natürlich weiterhin großgeschrieben. Mehr als ein Konzert weist dabei im Jubiläumsjahr auf die Wurzeln des Festivals. So lässt sich etwa im Festsaal der Leopoldina ein Romantisches Chorkonzert erleben, das am 2. Mai 1922 an selber Stelle erklang. Gleiches gilt für das von Roberta Mameli und Jonathan de la Paz Zaens gestaltete Kammerkonzert im Löwengebäude sowie für das Sinfoniekonzert in der Ulrichskirche oder das große Kirchenkonzert in der St. Moritzkirche, bei dem man sich Alt- Hallischen Meistern widmet und dabei ebenfalls den Programmzetteln aus dem Gründungsjahr folgt.



Mit Orlando geht es los - Eröffnung / am 27.5. um 20 Uhr in der Oper

Mit Händels Oper „Orlando“ wurden die Händel-Festspiele im Stadttheater Halle vor genau 100 Jahren eröffnet. Es war das erste Mal, dass man die romantische Oper  über den aus Liebe wahnsinnig gewordenen Ritter seit der Uraufführung 1733 in London ieder hören konnte. Mit Walter Sutcliffes Inszenierung – der vierten hier in diesen 100 Jahren – feiern die Händel-Festspiele ihr Jubiläum. Wie die drei großen Mozart- Da Ponte-Opern ist „Orlando“ paradox. Er kommt im Gewand einer harmlosen Komödie über eine unsinnige Liebe daher. Hinter dem Schleier der Harmlosigkeit lotet er aber in epischer Ausführlichkeit die Untiefen der menschlichen Seele aus. „Orlando“ stellt die Fragen, die sich jede Generation wieder stellen und für sich beantworten muss. Es geht um Geschlechterpolitik, Männer- und Frauenbilder, Identität, toxische Männlichkeit, Wahrheit und Einbildung. Diese Stichworte bezeichnen die Stationen eines Albtraums, den das  erotische Begehren auslöst. Alle Gewissheiten werden bis in den Grund erschüttert und brechen restlos zusammen. Doch nach den Irrungen, Wirrungen finden die Held/-innen am Ende ihr wahres Ich. Es ist eines der positivsten und negativsten Werke, die Händel je geschrieben hat.

-> www.buehnen-halle.de , Kostprobe 23.5., 29.5., 4.6. & 10.6.

Bridges to Classic / am 11.6. in der Galgenbergschlucht

Ein besonderes Highlight der Händel-Festspiele ist jedes Jahr das Konzert „Bridges to Classic“. Hier wechseln die Protagonisten zwischen Frontmännern und Mitgliedern bekannter Bands. Für diesen Brückenschlag zwischen der Musik Händels und einem Symphonic Rock-Konzert kommen jährlich tausende Menschen in die wunderbare Naturkulisse der Galgenbergschlucht. Seit Jahren ist der kreative Kopf des Konzertes der Saxofonist und Dirigent Bernd Ruf. An seiner Seite wirken neben der Staatskapelle Halle Musiker mit, die über Erfahrungen verfügen, musikalische Grenzen zu überschreiten. Und in jedem Jahr wird ein bekannter Special Guest der Rockmusik hinzugeladen. Zu Bridges to Classics 2022 ist dies Robert Hart, der Sänger von Manfred Mann’s Earthband, der nach den Absagen der Festspiele 2020 und 2021 sofort zusagte, seinen Auftritt noch mal um ein Jahr zu verschieben.