Salz und Digitalisierung - Hallesche Themenjahre sind zurück

Die kulturellen Themenjahre in Halle an der Saale sind ein deutschlandweit einzigartiges Vorhaben, das nach einem erfolgreichen ersten Durchlauf in den Jahren 2000–2010 ab dem Jahr 2021 in einer zweiten Dekade an den früheren Erfolg anknüpfen möchte. Dahinter steckt die Idee, die Stadtgesellschaft dazu einzuladen, sich ein Jahr lang mit einem interessanten und relevanten Thema zu beschäftigen. Als Impulsgeber fungieren dabei die zahlreichen kulturellen Einrichtungen der Stadt, eng flankiert von den künstlerischen, kirchlichen, wissenschaftlichen und weiteren Bildungsinstitutionen, bis hin zu sozialen Einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen. Daraus entsteht ein umfassendes ganzjähriges Veranstaltungsprogramm.

Die Jahresthemen werden so aus möglichst vielen Perspektiven und mit unterschiedlichen kulturellen Formaten betrachtet und verhandelt. Das kulturelle  Themenjahr 2021 steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier.



Salz und Digitalisierung

Im Zentrum des ersten Themenjahres 2021 stehen die Themen „Salz und Digitalisierung“. Unter dem Motto „Halexa, siede Salz! Herkunft trifft Zukunft“ verknüpft diese Aufforderung Halles kulturelles Erbe mit digitaler Sprachsteuerung. Salz ist nicht nur mit der Stadt Halle (Saale), sondern auch mit jeder und jedem Einzelnen untrennbar verbunden. Salz als „Gabe der Götter“ ist seit jeher die Grundlage allen Lebens.

Salz ist ganzheitlich, ein Universalthema. Die hallesche Salzgeschichte ist aber auch immer wieder Veränderungen unterworfen. In den meisten Fällen sind Umweltproblematiken, Machtpolitik oder wirtschaftlichtechnische Veränderungen prozessauslösend. Umgekehrt gibt es kaum einen Bereich des Lebens, der nicht durch die Digitalisierung maßgeblich im Umbruch ist. Halle als vernetzte Stadt und Innovationsstandort ist im Jahr 2021 ebenso untrennbar mit neuen Technologien verbunden wie mit Salz.



Drei Intendanzen und ein Thema

Die Intendanz der Themenjahre wird von wechselnden Institutionen der Stadt übernommen. Sie umfasst neben den thematischen Schwerpunktsetzungen auch die organisatorische Leitung. Die Franckeschen Stiftungen, der Hallesche Salinemuseum e. V. und der Werkleitz Gesellschaft e. V. haben die Intendanz für das erste Themenjahr übernommen.

Warum die Themenjahre für die Franckeschen Stiftungen wichtig sind, erklärt ihr Direktor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke. „Die stadtweiten kulturellen Themenjahre sind ein hallesches Erfolgsmodell. Das hat schon die erste Dekade unter Federführung der Franckeschen Stiftungen gezeigt, die bis 2010 lief. Diese Erfahrung bringen die Franckeschen Stiftungen gerne als Mitintendanz in den Start der neuen Dekade ein. Im Zentrum steht die Idee, die Stadtgesellschaft in Bewegung zu setzen, um sich ein Jahr lang mit einem aktuellen Thema zu befassen. Als Motor und Impulsgeber dienen dabei die kulturellen Akteure der Stadt, die ein gemeinsames Jahresthema mit ihren kreativen Potentialen in unterschiedlichen Formaten wie Theater, Musik, Ausstellungen etc. aus sehr unterschiedlichen Richtungen beleuchten und zur Diskussion stellen. Einerseits werden so aus vermeintlichen Konkurrenten Verbündete. Andererseits entstehen Synergien und es werden Akteure aus weiteren Bereichen wie Wissenschaft, Soziales, Wirtschaft, Kirchen usw. eingebunden. So entsteht im Miteinander ein facettenreiches Jahresprogramm mit nachhaltigen positiven Effekten für die ganze Stadt. Es zeigt sich, dass die neue Dekade vom ersten Themenjahr an eine breite Unterstützung erfährt. An den Vorbereitungen haben sich 80 Akteure aller Gesellschaftsbereiche beteiligt. Wir können jetzt schon ein Programm mit rund 100 themenbezogenen Veranstaltungen anbieten. So setzt Halle als Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts neue Akzente über die Region hinaus.“

Der Themenkomplex Salz ist natürlich beim Salinemuseum von Halle angesiedelt, was sich Steffen Kohlert, Vorsitzender Hallesches Salinemuseum e. V. vom Themenjahr erhofft, beschreibt er folgendermaßen: „'Doch über alles preis’ ich den gekörnten Schnee' – Mit diesen Worten lobte einst Johann Wolfgang von Goethe das hallesche Salz. Im Hier und Heute nutzen wir das weiße Gold, ohne diesem eine besondere Beachtung zu schenken, oft unbemerkt und dennoch allumfassend. Lassen Sie uns im anstehenden Themenjahr das Salz als ein Universal des Alltags und seinen Wert als solches für unser Leben wieder genauer betrachten, um es damit zu ehren wie einst der Dichterfürst. Ich wünsche uns für das Jahr 2021 viele interessante und spannende Projekte in Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, und dass im Ergebnis Halle an der Saale und sein salziges Themenjahr über die Grenzen der Stadt hinaus inspirierend nachwirken.“

Der dritte Intendant ist schließlich die Werkleitz Gesellschaft e. V. Ihr Direktor Daniel Herrmann äußert sich folgendermaßen: „Ich finde es sehr gut, historische Salzgewinnung, wie wir sie in Halle kennen, mit digitaler Revolution, die unseren Alltag prägt, zu verknüpfen. Während das eine als Tradition fest verankert ist, besteht in dem anderen eine immense Dynamik. Es überrascht daher nicht, dass wir, um diese Dynamik zu fassen, Begriffe wie Datamining letztlich dem vertrauten Bergbau entlehnt haben. Die Fixierung des Unfassbaren mithilfe von Metaphern wie ,Salz des Lebens’ ist selbstverständlich. Spannend wird es, wenn wir diese Bilder im Themenjahr gemeinsam weiterdenken. Hierauf freue ich mich.“



Temporäre Bauwerke in der Stadt

Einen zentralen Programmhöhepunkt der kulturellen Themenjahre stellen die temporären Bauwerke im Stadtraum dar. Im Themenjahr 2021 werden insgesamt 25 temporäre Objekte, die sogenannten „Halophyten-Bänke“, in unterschiedlichen Stadtteilen auf das Themenjahr aufmerksam machen. Zu diesem Zweck ist es geplant, mit Halophyten bepflanzte Hochbeete dezentral an verschiedenen Orten der Stadt öffentlich zugänglich zu platzieren, wo sie durch Bürgerinnen und Bürger über das Jahr hinweg ehrenamtlich betreut und idealerweise auch mit einer öffentlichen Veranstaltung bespielt werden.

Was ist eine Halophyten-Bank?

Halophyten sind eine Gruppe von Pflanzen, die vielfältige Strategien entwickelt haben, um auf salzhaltigen Böden zu wachsen. Pflanzen wie Queller, die Strand-Grasnelke, Meerkohl oder die Strand-Aster sind hier beispielgebend. Im Themenjahr 2021 erobern Halophyten als symbolisches Attribut für das Themenjahr den urbanen Raum. Die als fliegende Bauten konzipierten Freiraumobjekte bestehen aus einem Komposit aus Beton, Metall und Holz sowie aus einem Pflanz- und einem Sitzbereich. Bei dem von einem halleschen Industriedesigner entwickelten Gestaltungsentwurf wurde das Logo-Motiv der Themenjahresdekade aufgenommen. Die Halophyten-Bänke entstehen im Rahmen einer vom Jobcenter Halle (Saale) geförderten Arbeitsgelegenheit im Beruflichen Bildungswerk e. V. Halle-Saalkreis.

www.themenjahre-halle.de