Das Motto ist Impulsgeber
Im Februar startet auch das neue Themenjahr in Halle. Das Motto: „Die Macht der Emotionen“. Kulturfalter-Redakteur Martin Große sprach mit der Projektkoordinatorin Kulturelle Themenjahre Dr. Christin Müller-Wenzel über das zweite Themenjahr, die Emotionen und was das alles mit Halle zu tun hat.
Wie ist das Themenjahr in Halle bei der Stadtgesellschaft angekommen?
Das Themenjahr hat sich bei den Akteuren auf jeden Fall herumgesprochen. Das merkt man vor allem daran, dass für das neue Themenjahr bereits jetzt schon viele Veranstaltungen geplant sind. Diese werden ja in weiser Voraussicht erdacht und nicht mal eben schnell zusammengestellt. Das ist insofern bemerkenswert, weil letztes Jahr durch Corona viele Dinge abgesagt wurden, was uns viel Sichtbarkeit gekostet hat. Als dann die Halophytenbänke, als symbolische Bauwerke, in der Stadt aufgestellt wurden, bekamen wir auch viele Reaktionen von der Stadtbevölkerung, die sich einbringen und erfahren wollte.
Was hat das neue Thema mit Halle zu tun?
Das Motto ist Impulsgeber. Wir richten die Themen immer auf die Stadt aus. Mit den symbolischen Bauwerken zum Beispiel schauen wir: „Was haben Emotionen mit der Stadt zu tun?“ Dafür soll das Themenjahr sein, die Emotionen auf die Stadt herunterzubrechen. Man kann ja zum Beispiel das Thema Corona nicht emotional leugnen und ebenso die vielen Demonstrationen. Wir wollen uns mit den Emotionen der Menschen beschäftigen und schauen, was machen die mit der Stadt?
Wer denkt sich die Themen aus?
Das ist ein Prozess gewesen. Daran beteiligt waren mehrere Impulsgeber, wie das Museumsnetzwerk oder die Bewerbung als Kulturhauptstadt. Da entstand ein Ideenpapier, das 2018 in den Stadtrat gegeben und 2019 beschlossen wurde. Darin wurden Themen für eine Dekade vorgeschlagen, weil man der Meinung war, dass es eine gewisse Zeit braucht, um mit den Themenjahren etwas zu erreichen. Innerhalb der Themenjahre gibt es eine Steuerungsgruppe mit verschiedenen Akteuren, und wir besprechen, diskutieren und aktualisieren die Vorschläge, um auf Entwicklungen einzugehen. Das Thema für 2023 lautet „Streitkultur“. Das passt, und das werden wir sicher nicht mehr umändern – bei den späteren werden wir wohl reden.
Gibt es Sachen, die aus dem letzten Jahr übernommen werden?
Das sind auf jeden Fall die symbolische Bauwerke, denn wie schon vorhin gesagt, über die erreichen wir die Stadtbevölkerung. In diesem Jahr wird es sich bei den Bauwerken um Industriekabeltrommeln handeln. Diese fungieren als Stehtisch und werden an Orten aufgestellt, die mit bestimmten Emotionen verhaftet sind. Die Bürger sollen eingeladen werden, diese zu finden. Zum Beispiel verbinden viele Hallenser die Geiststraße mit Abriss und Verlust, weil da in den 80ern viel abgerissen wurde. Gestaltet werden die Bauwerke vom Kollektivplusx.
Durch Corona fand vieles digital statt, was waren die erfolgreichsten Formate?
Das lässt sich schwer beantworten. Viele Einrichtungen haben versucht, Sachen ins Digitale zu verlegen, und sind dabei neue Wege gegangen. Der größte Erfolg war für mich die entstandene Vielfalt der Veranstaltungen, die je nach ihren Möglichkeiten das Publikum angezogen haben. Unser Fotooder Kochwettbewerb waren sicher schöne Events, die auch gestreamt wurden, aber die waren genauso erfolgreich wie die anderen Sachen.
Gibt es schon konkrete Veranstaltungsplanungen im neuen Jahr?
Dafür ist es noch ein bisschen früh. Aber die Lange Nacht der Wissenschaften wird sich des Themas annehmen. Die Leopoldina und das Planetarium machen gemeinsam etwas zum Thema „50 Jahre Apollo-Mission“. Die Händelfestspiele, die dieses Jahr ihre 100ste Auflage erleben, legen ihren Fokus auf emotionale Werke. Das Landesmuseum macht Archäologie anhand von Fundstücken emotional, und auch die Oper wird sich beteiligen. Also da entstehen viele spannende Dinge.
Frau Müller-Wenzel, vielen Dank für das Gespräch.