Im Foyer mit... Matthias Rohrschneider
Am 23. Oktober hatte das Stück „Arbeit – Das Werk zur Stelle“ von Theater Apron Premiere in den Freien Spielstätten. Für unsere Reihe traf sich Kulturfalter- Redakteurin Elisa Schulz nach der ersten Vorstellung im Foyer mit dem Schauspieler und MDR-Moderator Matthias Rohrschneider. Wie ihm das neue Stück von Theater Apron gefallen hat, erzählt er hier.
Kulturfalter: Was wusstest du über das Stück?
Matthias Rohrschneider: Ich wusste, dass es ein Folgestück einer Trilogie ist, die sich Apron selbst ausdenkt und mittlerweile ein Herzensprojekt ist. Das erste war „Geld – das Stück zum Schein“, dabei ging es um die Geschichte des Geldes – woher kommt es? Warum geben wir es aus? Warum ist es so wichtig? Der zweite Teil ist jetzt „Arbeit – das Werk zur Stelle“.
Ich wusste, dass es ein Folgestück ist und noch ein Drittes, „Demokratie“ kommen soll. Ich wusste wer mitspielt. Bei „Geld“ habe ich selbst mitgespielt und es war eine sehr anstrengende Arbeit. Somit war ich sehr gespannt, was bei diesem Stück rauskommt.
Mit welchen Erwartungen bist du hingegangen? Wurden diese erfüllt?
Ich war sehr gespannt ob es mich überrascht oder auch überfordert. Ich hatte auch ein bisschen Angst davor, dass es mich überfordert, weil es so viel Inhalt ist. Aber was ich jetzt erlebt habe, war zwar schwierig, durch den vielen Stoff, über den man viel nachdenken und aufmerksam zuhören muss. Es ging zum Teil alles sehr schnell, aber es war auch sehr vielfältig. Zum Beispiel singen die Schauspieler bekannte Lieder zur Arbeit die extra umgedichtete wurden. Es gab Schattenspiele, Sketsche aber auch Talkshows – also ein großes Potpourri von vielen Elementen die im Theater genutzt werden können und das hat mich sehr überrascht und gefreut. Es war schön anzuschauen.
Somit wurden meine Erwartungen erfüllt. Das, was wir gesehen haben, war ein Ritt durch die Geschichte der Arbeit. Von der Urgesellschaft, von Jägern und Sammlern, bis hin zur digitalen Gesellschaft und Alles unter der großen Frage: Was ist Arbeit? Ist es lebensnotwenig, wie in der Urgesellschaft oder ist Arbeit Unterdrückung? Bis hin zur Arbeit als Selbstverwirklichung. Das war alles zu sehen, zu hören, aber man musste sich konzentrieren, damit man alles mitbekommt. Trotzdem war viel dabei was hängen geblieben ist und über das man Nachdenken sollte. So zum Beispiel auch über das Grundeinkommen. Dazu wurde für das Stück eine Umfrage gemacht, ob die Passanten in Halle, trotz Grundeinkommen, weiter Arbeiten würden und die meisten haben geantwortet, dass sie das in Betracht ziehen. Die Antworten waren sehr vielfältig, von sozialen Kontakten bis hin zu „sonst würde mir die Decke auf den Kopf fallen“ war alles dabei.
Also der Kern des Stücks ist: Was bedeutet uns Arbeit? Was macht Arbeit mit uns? Und am Ende wurde noch formuliert, was macht unsere Arbeit eigentlich mit der Erde? Wenn wir weiter Arbeiten und alles Ausbeuten, alle Ressourcen nutzen und alles in Produkte umwandeln wird die Erde bald nicht mehr nutzbar sein- das als Gedankenexperiment.
Alles in allem wurden meine Erwartungen erfüllt.
Was hat dir noch gefallen an der Inszenierung?
Besonders gefallen hat mir allerdings die Geschichte von Heinrich Böll: Man sieht einen Fischer und einen Touristen im Schattenspiel und sie unterhalten sich über den Sinn der Arbeit. Was würde passieren, wenn man nicht nur einmal am Tag rausfährt und fischt, sondern drei- oder viermal? Was könnte man sich dann alles leisten? Vielleicht eine Fabrik bauen, dann Unternehmer werden, ein Restaurant eröffnen, neue Mitarbeiter einstellen und sich einen Hubschrauber zu kaufen. Aber am Ende, wenn man das alles hätte, könnte man sich in die Sonne legen und wohlfühlen. Darauf sagt der Fischer: „Aber das mach ich jetzt schon, wenn ich nur einmal am Tag raus fahre“.
Das war mein kleines Highlight.
Welche Sachen würdest du anders machen? Gibt es Kritikpunkte?
Das ist eine schwere Frage, denn ich kann nicht sagen, was ich anders machen würde. Es ist auch nicht die Leistung eines Einzelnen der bestimmt, wie es geht, sondern das Stück ist aus improvisieren entstanden. Alle Schauspieler haben sich mit der Regisseurin zusammengesetzt und knapp 20 Bücher durchgearbeitet um dann zu überlegen: Wie gehen wir um mit digitalem Zeitalter, mit der Urgesellschaft? Was machen wir mit der Geschichte der Kassiererin die im Bäcker arbeitet und nur ausgebeutet wird? Das wurde dann Stück für Stück umgesetzt, was fast ein Jahr gedauert hat. Jetzt zu sagen, ich würde alles anders machen, das fällt mir schwer – das will ich eigentlich gar nicht.
Wie waren die Reaktionen des Publikums?
Ich habe eigentlich alles gesehen: Ich hab Freude gesehen und lachen über kleine Gags oder Wortspielereien. Ich habe Unverständnis gesehen über bestimmte Sachen die sehr schnell hintereinander kamen, wie Fakten und Gedanken zur Arbeit, die erst mal verdaut werden müssen.
Es war alles dabei und der Applaus mittendrin und am Ende hat gezeigt, dass es funktioniert.
Wie lautet dein Fazit?
„Arbeit – das Werk zur Stelle“ ist der zweite Teil einer Trilogie, entstanden und erdacht im Herzen von den Mitgliedern und dem Verein Apron. Ein Herzensprojekt von der Regisseurin Andrea Martin. Der erste Teil „Geld“ ist schon vorbei, der zweite Teil „Arbeit“ läuft jetzt. Wie ich finde, sehr gelungen und man sollte es sich unbedingt angucken und inspirieren lassen, wie man selber zur Arbeit steht, was man vielleicht ändern würde. Und sich dann auf Teil drei Freuen, das wird „Demokratie“ sein.
Also mein Fazit: Alles in allem ein schöner Abend, ein schönes Projekt – wunderbares Stück – Ansehen!