Im Foyer mit… Andrea Martin

Am 25. Januar hatte das Stück „Willkommen und Abschied“ vom Theater Varomodi Premiere in der Theatrale. Für unsere Reihe traf sich Kulturfalter-Redakteur Martin Große nach der ersten Vorstellung im Foyer mit Andrea Martin. Seit 1995 spielt sie bei den Kollegen von Theater Apron, führt Regie und ist auch im Vorstand der Theatergruppe. Zuletzt konnte man sie als Margot Honecker in „Plaste und Elaste“ sehen, ebenso auch in „Trink nicht – Stirb trotzdem“ (Foto). „Willkommen undAbschied “ von Anna Siegmund-Schultze behandelt die Flüchtlingskrise. Das Stück ist Fernsehabend, Spielshow, Komödie und Farce zugleich.

Kulturfalter: Was wusstest du über das Stück?

Ich wusste, es ist ein Stück von Anna Siegmund-Schultze und dreht sich um das Thema Flüchtlinge. Es sprach sich herum, dass es wahrscheinlich lustig und absurd wird. Das hatte mich neugierig gemacht, weil Anna sonst Märchen für Kinder oder historische Sachen schreibt.

Mit welchen Erwartungen bist du hingegangen? Wurden diese erfüllt?

Ich gehe selten mit großen Erwartungen ins Theater. Ich möchte unterhalten und zum Nachdenken angeregt werden. Da ich wusste, dass das Stück von Anna ist, dachte ich aber schon, dass mich ein tolles Bühnenbild und bunte Kostüme erwarten. Und das passierte tatsächlich alles.



Was hat dir noch gefallen an der Inszenierung?

Auf jeden Fall das Bühnenbild und die Kostüme. Bespielt werden zwei kleine und eine große Bühne. Es war wirklich dem Fernsehen angemessen - showreif, schrill und passend umgesetzt mit den elf Darstellern. Das Meinungsspektrum zum Thema Flüchtlinge wurde überspitzt dargestellt. Es ging um die deutsche Kultur, Sprache, Bedenken, Ängste, Hoffnungen, die Ohnmacht der Politik und das Medium Fernsehen. Es war ein Spiegel der Gesellschaft und obwohl die Figuren skurril und die Handlung absurd waren, war es nie völlig abgehoben, sondern immer noch im Bereich des Möglichen. Das spricht für die Inszenierung, aber nicht für die Gesellschaft.

Welche Sachen würdest du anders machen? Gibt es Kritikpunkte?

Das Stück ist stimmig. Es sucht nicht nach Ursachen, die Schuld wird herumgereicht, es werden auch keine Lösungen aufgezeigt oder gewertet. Das bleibt dem Zuschauer überlassen. Aber man kann nicht dahinter blicken. Die Rollen sind klischeehaft, aber man erkennt nicht, was der Regisseur oder die Schauspieler denken.

Wie waren die Reaktionen des Publikums?

Das war das Interessanteste. Man musste oft lachen, aber es bleibt dem Zuschauer im Hals stecken. Da war sehr viel schwarzer Humor auf der Bühne. Man sieht, wie sich der Reihennachbar oder Vordermann verhält, wenn jemand zustimmt oder ablehnt und an welchen Stellen er das tut.

Wie lautet Dein Fazit?

Hingehen, auf jeden Fall Hingehen. Aber man ist danach nicht schlauer. Es wird gelacht und die Dramatik liegt in der Komik. Man wird angestupst, darüber nachzudenken. Man sollte hingehen und selber schauen, was es mit einem macht.