Kultur in Zeiten von Corona: Ulf Herden - Es soll schnell weitergehen

Die Schließungen und Kontaktsperren während der Corona-Pandemie wirken sich auf alle Lebensbereiche aus. Wir haben uns ein bisschen in Halles Kulturlandschaft umgeschaut und mit verschiedenen Akteuren gesprochen, wie sich die Krise auf ihr Unternehmen auswirkt. Ulf Herden ist Konzertveranstalter, Mitbetreiber der Händelhalle und Organisator des Women in Jazz Festivals. Kulturfalter Chefredakteur Martin Große sprach mit ihm und wie er versucht die Krise zu meistern.

Kulturfalter: Wie wirkt sich die Schließung auf Ihre unterschiedlichen Betriebe und Konzerte aus?
Ulf Herden: Die Corona-Pandemie hat das Veranstaltungsgeschehen komplett beendet. Wir versuchen an das „Danach“ zu denken. In der Händel Halle konnten wir Konzerte und Tagungen in den Herbst oder auch in das kommende Jahr verlegen. Meine Agentur Cultour-Büro Halle hat in Abstimmung mit Künstlern und Veranstaltungshäusern für alle im März und April geplanten Konzerte neue Veranstaltungstermine gefunden. Das Festival Women in Jazz (25.4. bis 9.5.) könnte noch durchgeführt werden. Aber auch hier sind Alternativen in Vorbereitung.

Wie gehen Sie mit der Situation um?
Wir versuchen optimistisch zu bleiben! Zuerst stand und steht der gesundheitliche Schutz unserer Angestellten im Vordergrund. Natürlich müssen wir das Angebot Kurzarbeit für unsere Angestellten nutzen. Aber es muss für mich als Unternehmer und für die Angestellten passen. Letztendlich soll es möglichst gemeinsam und schnell weitergehen, wenn wir diese Krise überstanden haben.



Wie lange können Sie so weiter machen?
Ich denke, wir müssen uns darauf einstellen, dass die Corona-Pandemie nicht in ein paar Wochen vorbei sein wird. Es ist ein globales Ereignis, dass erst mit einem wirksamen Medikament tatsächlich auch weltweit bekämpft werden kann. Mit der Unterstützung der Maßnahmen der Bundesregierung und des Landes Sachsen-Anhalt kann man sicher einige Monate überstehen. Kritisch wird die Zeit danach. Die Kultur könnte einen hohen Preis dafür zahlen, dass viele Maßnahmen über Schulden finanziert werden. Auch das Verhalten der Bevölkerung Kulturangebote zu nutzen, könnte sich ändern.     

Was würde Ihnen am besten helfen?
Wie noch nie zuvor haben Bund und Länder die Unterstützung der freien Szene betont. Gemeint sind Künstler, Clubs, Theater und Agenturen, die im Normalfall auf sich selbst gestellt mit keiner oder ausschließlich projektbezogener Unterstützung rechnen können. Bund und Land bieten direkte finanzielle Hilfe an, die die freie Szene und auch ich tatsächlich benötigen. Hier kann man erst am Ende der Corona-Pandemie tatsächlich erkennen, ob und wie viel es genutzt hat.  



Machen Sie sich Sorgen um das Women in Jazz Festival? Kann das verschoben werden?
Natürlich macht man sich seine Gedanken, was in einer derartigen Extremsituation aus einem Festival wird, das man in 15 Jahren aufgebaut hat. Wie schon erklärt, im Moment hat das geplante Festival Bestand. Aber man arbeitet im Home-Office natürlich an Alternativen. Alles andere wäre fahrlässig. Wir möchten unserem Publikum auch im geplanten Festivalzeitraum etwas anbieten, wenn die Durchführung des Festivals insgesamt unmöglich sein sollte. Wie andere auch, werden wir ein virtuelles Angebot auf unserer Webseite präsentieren. Wir starten Anfang April mit der virtuellen Ausstellung unseres Festivalfotografen Rüdiger Schestag. Angebote wie Konzertaufzeichnungen von Festivalkünstlerinnen werden folgen. Die junge Jazzszene, die „Next Generation“, ist eingeladen sich ebenfalls mit Konzertmitschnitten zu präsentieren und sich damit über eine Publikumswertung auf dem 16. Festival Women in Jazz einen Platz zu sichern. Das wird für die Erhaltung der Festivalidee nur bedingt ausreichen. Aus diesem Grund könnte es Anfang September ein Festival-Spezial geben.

Herr Herden, Vielen Dank für das Interview.