Wie alles begann …

„Die Idee zum Langen Abend der Galerien in Halle entstand vor etwa 14 Jahren“, erinnert sich Thomas Steuber von der Galerie Nord. „Jutta Wittenbecher von der Zeitkunstgalerie und wir von der Galerie Nord, die damals noch die Galerie Kunststücke war, wollten etwas unternehmen, um die Wahrnehmung der Galerie-Landschaft unserer Stadt zu verbessern. Denn sie macht meines Erachtens einen wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens in Halle aus.“ Zehn Jahre lang richtete der Galerist die Veranstaltung selbst aus, bis er die Organisation 2015 an den Kulturfalter übertrug. Mittlerweile machen sich jährlich rund 5.000 Interessierte auf die Socken, um sich bei mehr als 30 Teilnehmern einen Überblick über den halleschen Kunstbetrieb zu verschaffen. „Der Abend bietet eine aktuelle Momentaufnahme der halleschen Galerie-Szene. Denn sie ist immer in Bewegung, ändert sich zwar nicht drastisch, aber signifikant“, weiß Steuber und freut sich: „So bin ich schon gespannt, wie sie dieses Jahr aussieht.“ Am ersten Adventswochenende gibt es von 17 bis 22 Uhr zahlreiche Werke der bildenden, dekorativen und angewandten Künste zu sehen, wobei das Spektrum von Malerei, Grafik und Fotografie über Objekt-, Installation- und Keramikarbeiten bis hin zu Mode-, Schmuck- und Produktdesign reicht. Selbstverständlich werden auch die einstigen Initiatoren von der Galerie Nord und der Zeitkunstgalerie mit von der Partie sein. Neben etablierten Kunstgalerien öffnen aber auch Künstler und Designer selbst die Türen zu ihren Ateliers.




Kommen, Sehen, Fröhlich werden

Beispielsweise laden die Keramikkünstler Tilman Beyer und Antje Halter in ihre Werk- und Verkaufsstätte an der Mühlpforte ein. Handgefertigte Geschmeide gibt es indes in der Schmuckgalerie Antje Weyrich im Lukashof oder in der Schmuckwerkstatt von Claudia Baugut und Silvia Nagel zu entdecken. Am Alten Markt bietet das Künstlerhaus Goldener Pflug Einblicke in die geschichtsträchtigen Mauern eines der ältesten Gebäude der Stadt von 1602 sowie in die Studios und Ateliers der hier arbeitenden Künstlerschaft. Spannende Begegnungen stellt auch ein Besuch im Trothaer Kunstsalon Hänsel in Aussicht, der unter dem Motto „Kommen, Sehen, Fröhlich werden im Namen der Bildenden Kunst“ Halles Bohème-Kultur zum Erblühen bringt. Darüber hinaus beteiligen sich auch kleine Geschäfte wie die Parade in der Großen Steinstraße, in denen sich vor allem junge hallesche Künstler und Designer mit ihren Arbeiten präsentieren, an dem abendlichen Rundgang. Zudem sind Pop-up-Stores wie das alljährlich in der Innenstadt aufgewirbelte Porzellanlädchen Schneegestöber oder die temporäre Verkaufsgalerie Santa Bebel in der Geiststraße mit dabei. Wenngleich der Altstadtkern die meisten Attraktionen bündelt, erstreckt sich die Route insgesamt über die nördliche Innenstadt hinaus bis nach Trotha und entspricht damit bis heute Thomas Steubers Bestrebungen, die Veranstaltung über den gesamten städtischen Bereich auszudehnen. Damit bietet der Lange Abend der Galerien auch in diesem Jahr wieder eine wunderbare Gelegenheit, in die reich facettierte Welt des halleschen Kunstbetriebs einzutauchen, bei Gebäck und einem Gläschen Wein in entspannter Atmosphäre mit seinen Akteuren und Interessierten vor Ort ins Gespräch zu kommen und ganz nebenbei klug in die eigene kleine Kunstsammlung zu investieren – oder in erste Weihnachtsgaben.

Text: Katharina Lorenz