Kultur in Zeiten von Corona: Franka Söll - Ich bin Optimistin

Franka Söll ist Inhaberin der Theaterschule Spielzeit, im Vorstand von Kaltstart e.V. , Organisatorin der Impronale und festes Mitglied der freien Theaterszene in Halle. Kulturfalter sprach mit ihr über ihre aktuelle Situation.

Kulturfalter: Wie wirkt sich die Schließung auf Ihren Betrieb aus?

Momentan können wir mit unseren Gruppen nicht arbeiten/ proben. Das betrifft insgesamt neun Gruppen beziehungsweise Theaterkurse. Eine Theatergruppe musste in der finalen Endprobenphase die schwere Entscheidung treffen, eine für April angesetzte Premiere zu canceln und diese in den Herbst zu verlegen. Da gab es schon Plakate und Flyer. Das ist bitter.

Wie gehen Sie mit der Situation um?

Wir haben alle Theaterspielenden angeschrieben und zunächst darum gebeten, gezahlte Mitgliedsbeiträge bzw. Kursgebühren für März nicht zurückzufordern. Angeboten haben wir, online mit einzelnen Gruppen in Kontakt zu bleiben bzw. ausgefallene Proben zu einem späteren Zeitpunkt - wenn wieder ein Stück weit „Normalität“ einzieht - nachzuholen (zum Beispiel durch Verlängerung von Probenzeiten oder verlegte Proben an Wochenenden).

 



Wie lange können Sie so weiter machen?

Dies funktioniert natürlich nur über einen kürzeren Zeitraum (bis Ende April), also solange die nachzuholenden Stunden überschaubar bleiben. Stark angehäufte Zeitkontingente (spätestens ab Mai) können dann nicht mehr nachgeholt werden, da wir ja bei „normalen“ Theaterbetrieb genügend ausgelastet sind. Insofern würden uns dann wahrscheinlich die Mitgliedsbeiträge bzw. Kursgebühren ab allerspätestens Mai wegbrechen.

Was würde Ihnen am besten helfen?

Wenn alle, denen es möglich ist, weiterhin ihre Beiträge zahlen oder auf die Rückzahlung bereits gezahlter Beiträge verzichten und uns diese sozusagen spenden.

Unserem Verein Kaltstart würde ein sogenannter Solidarfonds helfen. Das heißt, alle die, die ihre Monatsbeiträge weiterzahlen (auch wenn die Proben nicht stattfinden), helfen uns, einen Hilfsfonds aufzubauen, damit wir den Künstlern bzw. Tanz-/Theaterpädagogen ihre üblichen Honorare zahlen können und es uns möglich ist, die Miete für die Theaterräume finanziell zu stemmen.

Und natürlich freuen wir uns auch über Spenden an unseren gemeinnützigen Verein Kaltstart (www.kaltstarthalle.de/spenden).

Machen Sie sich Sorgen um die freie Theaterszene in Halle -  Was sind die akuten Probleme?

Das Schlimmste, was passieren könnte, dass die Spiel- und Probenstätten nicht erhalten werden können. Das würde uns den (Theater-)Boden unter den Füßen wegziehen.Weiterhin habe ich das Gefühl, dass sich momentan alle mit ihren Projekten auf den Herbst konzentrieren, das würde heißen, dass es nach dem Sommer ein absolutes Überangebot an Theater geben würde- so viel Zuschauer können da gar nicht kommen, wenn da an einem Abend beispielsweise sechs bis sieben Aufführungen stattfinden.



Wo ist jetzt Ihr Büro - daheim?
Ja, ich sitze am Home-Computer. Das ist natürlich nicht gerade der Wunscharbeitsplatz einer Theaterakteurin. In meiner Arbeit ist ja der direkte Kontakt zu den Spielern und die unmittelbare Reaktion normalerweise das Wichtigste, also das Geben und Nehmen im Augenblick.

Was können Künstler und Veranstalter in dieser Situation tun? Online-Angebote? Vorstellungen Streamen?
Ich habe schon von einigen gehört, dass sie Derartiges anbieten. Das sind auf jeden Fall Möglichkeiten. Für Nicht-Technikaffine wie mich ist das derzeit nicht vorstellbar. Wir halten mit unseren Gruppen Kontakt und kommunizieren übers Internet, damit wir in Verbindung bleiben und hoffen, dass wir uns bald wieder live begegnen können.

Können sie gerade eine Zukunft planen?
Ich bin Optimistin, und derzeit plane ich mit meinen Kollegen  beziehungsweise mit mehreren meiner Gruppen Aufführungen und Präsentationen  im Juni. Und wir sitzen vernetzt am Schreibtisch und kommunizieren mit Künstlern, die wir zur  Impronale einladen wollen.

Frau Söll, vielen Dank für das Interview.

Weitere Infos gibts unter: www.kaltstarthalle.de und www.spielzeit-halle.de