Energie für neue Ideen

Hans Rotman ist bekannter Dirigent und Intendant des Impuls Festivals für Neue Musik. Anlässlich der zwölften Auflage des Festivals führte Kulturfalterredakteur Martin Große ein Interview mit ihm über die Entwicklung von Impuls, seine Leidenschaft für Neue Musik und erfuhr schon ein paar Highlights des diesjährigen Festivals.

Kulturfalter: Das neue Impuls steht in den Startlöchern. Worauf freuen Sie sich besonders bei der 12. Ausgabe?

Hans Rotman: Ich freue mich auf die vielen Partner, die zu uns stehen. Das sind die fünf Orchester und Theater in Sachsen-Anhalt, das Bauhaus Dessau, das Steintor-Varieté und das Grassimuseum Leipzig. Besonders die Produktion „BrennWeite“, womit wir am 16. Oktober im Steintor eröffnen, hat es in sich: Fünf neue Kompositionen aus Deutschland, China, Japan, Chile und Italien sind zu wunderbaren Bauhausfilmen der 1920er Jahre zu erleben. Das verspricht ein kurzweiliges Konzert zu werden, gespielt von einem vir tuosen und jungen deutsch-französischen Ensemble. Die Staatskapelle
Halle rundet das Programm ab. Ein Fest!

Das Impuls-Festival für Neue Musik Sachsen-Anhalt vergibt 2019 erstmals ein Dirigierstipendium. Was versprechen Sie sich davon und worauf kann sich der Zuhörer freuen?

Es ist ein Förderstipendium für Armando Merino. Der war schon öfters bei Impuls und hat sich sagenhaft entwickelt. Wenn man schon über „nachhaltig Fördern“ redet, sollte man genau so was tun. Merino bekommt das erste Impuls-Dirigierstipendium in Kooperation mit dem international aktivem Kurt Masur Institut und der Oper Halle. Er wird quasi in die Fußstapfen von Kurt Masur treten, der bekanntlich in Halle als junger Musiker gearbeitet hat. Er wird dieses Jahr die Staatskapelle im Steintor leiten, die Magdeburgische Philharmonie, Musiker des Staatsorchesters Braunschweig und im Frühling 2020 an der Uraufführung und Kooperation der Oper Halle mit der Münchner Biennale mitarbeiten.

Im Bauhausjahr lautet das Thema des Impulsfestes „Handwerk“. Wie werden die Verbindungen zum Bauhaus hergestellt?

Handwerk ist ein schöner und griffiger Begriff. Das Handwerk war eine Grundkonstante des Dessauer Bauhaus mit seinen Meistern und Lehrlingen. Bei Impuls huldigen wir diesen Prinzipien gerade zum Bauhausjubiläum. Aber auch jetzt, 2019, sind in den Impuls-Masterclasses am Bauhaus Meister und Lehrlingen an der Arbeit.



Seitens des Landes Sachsen-Anhalt wurde die mangelnde internationale Ausstrahlung des Festivals beklagt. Können Sie das nachvollziehen?

Man sollte erst definieren was das genau ist. Weit über den Landesgrenzen hinaus ist das Festival schon längst bei Liebhabern der Neuen Musik bekannt, auch dank MDR und Deutschlandfunk. Aber heißt das auch dass
Zuschauer aus Paris nach Magdeburg reisen um dort Neue Musik zu hören? Wohl kaum. Höchste Zeit um gemeinsam neue Zielen zu setzen. Und genau dafür hat das Kulturministerium im August mit einem Workshop zum Thema „Zukunft der Neuen Musik in Sachsen-Anhalt“ eingeladen.

Ebenso wurde in internen Runden bemängelt, dass eher moderne als zeitgenössische Musik gespielt werde. Was hat es damit auf sich?

Da gegenüber stehen die Fakten: Zu den bisher bei Impuls aufgeführten 190 Komponisten sind 93 Prozent Werke von zeitgenössischer Komponisten (wie Wolfgang Rihm oder Giacinto Scelsi) und 7 Prozent der „Modernen“ (wie Bartok oder Strawinsky). Moderne Musik nimmt nur wenig Raum ein und dennoch soll ein Festival für Neue Musik die Möglichkeit haben die Geschichte der Neuen Musik hörbar zu machen ohne dafür bemängelt zu werden. Es wäre das Gleiche bei den Händelfestspielen Aufführungen von Heinrich Schütz, der Händels Weg zum Barock mit entwickelt hat, anzuprangern.

Ein weiterer Kritikpunkt war, dass zu wenige Kompositionen aus Sachsen- Anhalt zu erleben sind. Beißt sich da nicht die Katze in den Schwanz, wenn zugleich die mangelnde internationale Ausrichtung beklagt wird?

In Prinzip ja, wenn man davon ausgeht dass in Sachsen-Anhalt nur Katzenjammer produziert wird, was nicht der Fall ist! Dieses Jahr haben wir deshalb fünf Komponisten aus Sachsen-Anhalt im Festival, das sind immerhin zehn Prozent aller Aufführungen, die beweisen das sie gute Musik schreiben und das Impuls diese gerne aufführt.

Hat Sachsen-Anhalts Kulturstaatssekretär mit Ihnen Kontakt aufgenommen – gibt es inzwischen Gespräche?

Das Team von Impuls hat zehn Jahre lang immer in gutem Dialog zu dem Ministerium gestanden. Das hat sich 2018/2019 schlagartig für uns geändert. Wir haben dennoch weiter um die Fortsetzung des Dialogs gebeten. Es hat Ende August ein Gespräch mit dem Minister gegeben. Darüber habe ich mich gefreut. Ein erster Schritt.

Wird die Förderung nun für ein Jahr ausgesetzt?

Das glaube ich nicht. Ich glaube mehr, dass nun versucht wird wieder an „einem Strang“ zu ziehen und Kooperationen zu stärken. Und dass das Festival weiter ein Teil des Plans vom Kulturministerium für die Zukunft der Neuen Musik ausmachen wird.

Wie geht es 2020 weiter?

Das Impuls-Festival startet 2020 unter dem Motto „Impuls!“ Der vom Kulturministerium organisierten Workshop zur Zukunft der neuen Musik hat auch bei uns Energie frei gesetzt für neue Ideen!
 

Herr Roth, vielen Dank für das Gespräch. Mehr zum Impuls-Festival lesen Sie auf Kulturfalter.de.



Das Themenspezial - Impulsfestival für neue Musik Sachsen-Anhalt