Impuls 23 x FZML - Brücke von Halle nach Leipzig

Es tut sich was in Sachen neuer klassischer Musik. Das bisher auf Sachsen-Anhalt fokussierte Netzwerk Impuls und das Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig (FZML) kooperieren ab sofort miteinander, um den Kulturraum Halle-Leipzig zu stärken. Durch die Kooperation sollen der bisherige Fokus auf Nachwuchsförderung um neue Kunst- und Diskursorte, der künstlerische Horizont um Medien- und Klangkunst sowie die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Themen erweitert werden. „Wir wollen Perspektiven internationaler Künstler/-innen in den Kontext diverser Stadtgesellschaften in Halle, Leipzig und Magdeburg bringen und dadurch Begegnungen schaffen und einen offenen und transdisziplinären Austausch anregen“, so der künstlerische Leiter Julian Rieken mit Blick auf das Impuls Festival 2023.

Mit dem diesjährigen Motto „No Time Like the Present“ stellt sich das Festival, das jetzt folgerichtig „Impuls 23 x FZML“ heißt, vom 7. bis 15. Oktober in Halle und Leipzig mit Klanginstallationen, Konzerten, Workshops, Tänzen und szenischen Lesungen aktuellen Fragen und drängenden Problemen unserer Zeit. Innerhalb des Kernfestivals und der Satellitenprogramme werden 20 Uraufführungen, 15 Solist/-innen, acht Klanginstallationen, zehn Kollektive, vier Ensembles und ein Sinfonieorchester präsentiert, unter anderen mit Gilles Aubry, „Black Earth Collective“, Martha Hincapié Charry, Rana Eid, Adama Delphine Fawundu, Ichi Go, Karolina Grzywnowicz, Ale Hop, Ranjit Kandalgaonkar, Lyndsay Mann, Jumana Manna, Barbara Marcel, Ragnhild May, MELT, Ivo Nitschke, „Otucha Collective“, „The River Sisters“, „Sonic Interventions“, Sonic Tomorrow“, „Soydivision“, Martyna Poznańska, Luiza Prado, „Ensemble Tempus Konnex“ und der Magdeburgischen Philharmonie.



Eröffnet wird das Impuls Festival in Halle am 7. Oktober mit der Ausstellung „Pouring Water on Time, Teil 1“ in der Schwemme. Die Ausstellung lädt dazu ein, den Botschaften des Wassers jenseits der menschlichen Ressourcennutzung Gehör zu schenken. Am 8. Oktober findet zu der Klanginstallation „Inseln“ des renommierten Komponisten Cenk Ergün in der Kirche Zur heiligsten Dreieinigkeit ein besonderes Konzert statt: Rebecca Lane wird sagenhafte Klänge ihrer ungewöhnlich klingenden Vierteltonflöte entlocken, begleitet von Bryan Eubanks am Saxofon. In der Uraufführung von „Politeia – Stadt der Wünsche“ (Foto) am 11. Oktober im Steintor-Varieté interagieren junge Komponist/-innen mit Texten von Schriftsteller/-innen des „Writers-in-Exile“-Programms von PEN Deutschland.

„Welche Freiheit meinen wir“? Diese Frage stellen wir in der interdisziplinären Veranstaltung mit Platons „Politeia“ als Inspirationsquelle junger Künstler/-innen, darunter das Ensemble Tempus Konnex Leipzig“, so Intendant Hans Rotman. „Mit Musik, Text, Rap, Dance, Percussion und Electronics wird für einen Abend ein eigener Staat entworfen.“ Die szenische Lesung „Ich bin jetzt“ am 12. und 13. Oktober im WUK Quartier nimmt Interviews mit ukrainischen Frauen (Foto) auf der Flucht zur Grundlage und bringt die Texte mit Improvisationen und Live-Elektronik des Komponisten und Perkussionisten Jürgen Grözinger auf die Bühne. Am 12. Oktober findet im Zazie Kino in Halle ein Kinoabend mit dem Dokumentarfilm „River Sisters“ über einen geplanten neuen Großstaudamm im polnischen Siarzewo statt. Im folgenden Kurzfilm „Atlantic Ragagar“ untersucht der Schweizer Regisseur Gilles Aubry mit anschließendem Publikumsgespräch die verheerende Umweltverschmutzung an der marokkanischen Atlantikküste.



Am 13. Oktober zieht das Festival weiter nach Leipzig. Im Botanischen Garten erwartet das Publikum mit „Topographies of Resistance – Resilienz und Widerstand“ ein sphärisch-informativer Rundgang zum Thema indigenes Wissen mit Klanginstallationen, Tänzen und Probier-Buffet (mit in Vergessenheit geratenen Kräutern) brasilianischer Performance-Künstler/-innen. Mit dabei ist auch das renommierte polnische Vokalensemble Otucha Collective. Am Nachmittag geht es in der Hochschule für Grafik und Buchkunst und in der Galerie für Zeitgenössische Kunst mit Workshops zum Thema Wasserressourcen und Kunstaktivismus weiter. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie eine Brücke zwischen Kunst und Aktivismus geschlagen werden kann. Der Aktionstag endet mit einer Prozession des polnischen Kollektivs „River Sisters“ mit dem Otucha Collective zum Wasser und den anschließend gezeigten Filmen „Memory of the Blind Elephant“ von Phuong Linh Nguyen und „Foragers“ von Jumana Manna. Auch am 14. Oktober geht es in der Techne Sphere (Foto) im ganztägigen Listening Forward Symposium um das Zusammenspiel von Kunst, Klima und Aktivismus in Diskussionsrunden, Performances und Vorträgen.
Potenziale für solidarische Kooperation und Transformation sollen entwickelt werden.

Das Listening Forward Symposium endet mit einem Konzert der Klangkünstlerin Yara Mekawei und einer fulminanten Jamsession der Band „Sonic Interventions“, die aus international bekannten Künstlern und Künstlerinnen von fünf Kontinenten besteht und traditionelle musikalische Elemente mit futuristischen Sounds und Musikstilen wie Hip Hop, Trap und House verbindet. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen in Leipzig ist frei.



Das Themenspezial - Impulsfestival für neue Musik Sachsen-Anhalt