Mopsfledermaus: Weicher als das Fell eines Hasen ...

Wenn es dämmrig wird in Halle, die Sonne schon verschwunden ist und die Häuser im letzten Licht des Tages gerade noch zu sehen sind, bevölkert die Fledermaus den nächtlichen Himmel. Diese Säugetiere, die als einzige aktiv fliegen können und sich in der Nacht mit akustischem Radar orientieren, sind zugleich die wohl von den meisten Mythen umgebenen Geschöpfe. Für die einen sind sie unheimlich, weil sie sich im Dunkeln geräuschlos orientieren können, für andere bilden sie den Mythos des blutsaugenden Jägers, die nächsten halten sie für Unglücksbringer, und wieder andere empfinden sie einfach nur als ekelhaft. Dabei ist die heimische Fledermaus vieles, aber ekelig oder gar blutsaugend ist sie ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil: „Wer einmal das Fell einer Fledermaus gestreichelt hat, wird sich wundern, wie flauschig es ist“, sagt Alexander Vollmer. Er und Steffen Hahn sind Mitglieder des „Arbeitskreises Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V.“ Wie die anderen 60 bis 80 in Sachsen-Anhalt organisierten Mitglieder haben sie sich dem Schutz von Fledermäusen ehrenamtlich verschrieben.

Wir sind keine Spinner in Bastsandalen

Hahns und Vollmers Interesse und Leidenschaft gelten speziell der extrem seltenen Mopsfledermaus, die wegen ihrer mopsartigen Schnauze so heißt. Die wenigsten Menschen wissen, dass die nachtaktiven Jäger als Insektenfresser eine immens wichtige biologische und ökologische Bedeutung haben und auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen. Aus diesem Grund ist die Mopsfledermaus, wie alle Fledermausarten in Europa und Deutschland, streng geschützt, das bedeutet, ihre Lebensräume dürfen nicht beschädigt oder zerstört werden. Doch gerade dann, wenn es darum geht, wirtschaftliche Interessen und Naturschutz zu vereinbaren, haben Hahn und Vollmer es mit den meisten Vorurteilen zu tun. Die gesetzlichen Regelungen verbieten zwar die Zerstörung von Lebensräumen bedrohter Arten. Bei Projekten wie dem Bau der Waldschlösschenbrücke in Dresden oder dem geplanten Autobahnbau westlich von Halle, die aufgrund fehlender Schutzmaßnahmen für Fledermäuse gerichtlich gestoppt oder verzögert wurden, wird in den Medien jedoch häufig von verrückten Ökos gesprochen. „Wir sind keine Spinner in Bastsandalen!“ so Hahn. Bei solchen Stereotypen reagieren die beiden ausgebildeten Biologen verärgert. „Es geht uns nicht darum, Bauprojekte zu verhindern“, erklärt Hahn, der als Angestellter der Unteren Naturschutzbehörde in Halle auch beruflich mit dem Schutz von gefährdeten Tierarten zu tun hat. Ihm und Vollmer, der als Gutachter für naturschutzrechtliche Vorgaben bei Bauprojekten tätig ist, kommt es vielmehr auf einen maßvollen Mittelweg zwischen Mensch und Natur an.



Freiwillig bis spät in der Nacht unterwegs

Damit das nötige Wissen um Vorkommen und Lebensräume überhaupt vorhanden ist, engagieren sie sich neben ihren Berufen. So sind Hahn und Vollmer mit ihren Mitstreitern beispielsweise in der Dölauer Heide unterwegs. Bis spät in die Nacht hinein spannen sie Netze, mit denen sie die Mopsfl edermaus einfangen, inventarisieren und beringen. Das Ziel ist es, durch die IndikatorTiere – so nennt man die Mopsfledermaus, die auf Veränderungen Lebensraum der Fledermäuse nachhaltig dies auch in der Stadt ohne große Verwerfungen erreicht werden kann, zeigt beispielsweise die Sanierung von Neubaublöcken, wie Wer mehr über die Mopsfledermaus und andere heimische Arten erfahren will, sollte nächstes Jahr die Lange Nacht der Wissenschaften nicht verpassen. An ihrem Stand vor dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sind Fledermäuse hautnah zu erleben und alles über ihren Lebensraum in Stadt und Wald . Vielleicht berichten Alexander Vollmer und Steff en Hahn dann auch von den Erlebnissen ihrer letzten Exkursion: Im Sommer waren sie in Rumänien. In den Transsilvanischen Alpen wollten sie natürlich nicht den Urvater aller Vampirsagen finden. Sie suchten vielmehr nach Fledermausarten, die nur in Osteuropa vorkommen. Und das sind keine Blutsauger.



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