Die Universitäten Halle und Wittenberg – ihre Vereinigung vor 200 Jahren

315 Jahre vor der Vereinigung mit der Universität Halle wurde die Leucorea 1502 in Wittenberg gegründet. Das Bestreben Friedrichs des Weisen (1463–1525), eine Universität in seiner Residenzstadt zu errichten, wurde am 6. Juli 1502 in Ulm durch die Ausstellung der Gründungsurkunde besiegelt. Schnell erlangte die neugegründete Universität großes Ansehen – als Ausgangspunkt der Reformation, aber auch als Wiege des Humanismus. Im Laufe des 17. Jahrhunderts verlor sie jedoch an Bedeutung und gehörte kurz vor den Napoleonischen Kriegen nur noch zu den mittleren bis kleinen Hochschulen. Am 20. Oktober, nach der Niederlage der preußischen und sächsischen Truppen bei Jena und Auerstedt, wurde die Stadt von den Franzosen besetzt. 1813 verschärfte sich die Lage für Wittenberg und somit auch für die Universität noch einmal. Die Stadt wurde zum Widerstandspunkt ausgebaut, da sich die französische Armee schon auf dem Rückzug befand und Wittenberg strategisch wichtig gelegen war. Studenten sowie fast alle Professoren mussten aus dem immer wieder angegriffenen Wittenberg fliehen. Aufgrund dieser prekären Lage entschlossen sich die verbliebenen Professoren im Juni 1813 zu einer dauerhaften Verlegung der Leucorea nach Dresden oder Meißen, oder sogar zu einer Vereinigung mit den Universitäten Leipzig oder Jena. Jedoch konnten keine Verhandlungen aufgenommen werden, da nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober desselben Jahres Sachsen als Koalitionspartner Frankreichs unter preußisch-russische Verwaltung fiel. Erst nach dem Wiener Kongress 1815 konnte eine Lösung für die Leucorea gefunden werden.



Auch die 1694 durch den Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg (1657–1713, seit 1701 König in Preußen) gestiftete Universität Halle litt unter der Herrschaft der Franzosen. Die Fridericiana, eine der bedeutendsten Hochschulen des Landes, war Wirkungsort der einflussreichsten Vertreter der Aufklärung und des Pietismus. Einer zweiten Blütezeit wurde durch Napoleons Eroberung ein Ende gesetzt. Am 20. Oktober 1806 wurde die Universität Halle durch Napoleon (1769–1821) geschlossen, da Studenten ihn mit antifranzösischen Parolen „begrüßt“ hatten. Nach dem Frieden von Tilsit 1807 fiel Halle an das Königreich Westphalen. Jérôme Bonaparte (1784–1860) ließ die Universität 1808, unter besonderem Einsatz des Theologen und späteren Kanzlers August Hermann Niemeyer (1754–1828), wiedereröffnen. Jedoch kam es schon fünf Jahre später zur erneuten Schließung durch Napoleon. Dieses Mal hatten sich Studenten der Friedericiana den preußischen Freikorps angeschlossen. Durch die Völkerschlacht und den daraus folgenden Rückzug der Franzosen kam es dazu aber nicht mehr. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) verfügte über den weiteren Bestand der Universität.



Die Wittenberger Professoren strebten nach dem Wiener Kongress eine „combinierte Akademie“ an, also eine in eine der preußischen Universitäten integrierte „Wittenberger Stiftung“. Der Standort für dieses Vorhaben hing jedoch nur von rein praktischen Überlegungen ab. Für eine Verlegung ließ sich keine Stadt finden, also blieb nur die Vereinigung. Es musste letztendlich zwischen Halle und Berlin entschieden werden, wobei Halle den Vorzug bekam, da die Universität ungefähr dem alten Einzugsbereich entsprach und die Kosten für den Lebensunterhalt geringer waren. Im Juni 1815 fand eine außerordentliche Senatssitzung der verbliebenen Wittenberger Professoren statt, in der sie für die Vereinigung stimmten. Daraufhin wurde ein Gesuch an das Innenministerium gerichtet, welches auch den Namen „Universität Halle-Wittenberg“ vorsah. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. war nicht abgeneigt von der Idee einer Vereinigung. So kamen der Mediziner Burkhard Wilhelm Seiler (1779–1843) und der Historiker Karl Heinrich Ludwig Pölitz (1772–1838) nach Halle, um erste Gespräche aufzunehmen. In der Folge waren alle Wittenberger Professoren dazu aufgerufen, sich zu entscheiden, ob sie an der vereinten Universität lehren wollten. Alle Studenten der Universität Wittenberg konnten ihr Studium in Halle fortsetzen.

1816 wurde dann der Name „Vereinte Universität von Halle und Wittenberg“ festgelegt sowie die Verwendung des Wittenberger Kapitals für die vereinigte Universität und das Predigerseminar, das als Ersatz für den Verlust der Leucorea neu gegründet worden war, bestimmt. Am 12. April 1817 unterschrieb der preußische König das endgültige Regulativ zur Vereinigung. Zwei Monate später versammelte sich dann das Generalkonzil der Universität Halle. In der außerordentlichen Sitzung wurden die sieben verbliebenen Professoren der Universität Wittenberg aufgenommen. Drei Wochen später wurde aus diesen sieben dann der Historiker Johann Gottfried Gruber (1774–1851) zum ersten Rektor der Vereinigten Universität Halle-Wittenberg gewählt. Im Juni 2017 wurde das 200. Jubiläum der Vereinigung mit einem großen Festakt begangen.

(Autor/in: Sophie Monkenbusch)