Rudolf Haym (1821–1901). Zum 200. Geburtstag des Gelehrten und Politikers

Der Philosoph und Publizist Rudolf Haym studierte in Halle sowie Berlin evangelische Theologie, Philosophie und klassische Philologie. Zu seinen bekanntesten Werken gehören: „Die romantische Schule“ (1870), „Das Leben Max Dunckers“ (1891) und „Herder nach seinem Leben und seinen Werken dargestellt“ (1880/1885). Doch wie stand Haym mit Halle in Verbindung?
Geboren wurde der evangelisch getaufte Haym am 5. Oktober 1821 in Grünberg. Dies war eine Stadt im ehemaligen preußischen Schlesien, Regierungsbezirk Liegnitz. Sein Vater war der Konrektor des Bürgergymnasiums der Stadt. Seine Mutter unterrichtete Haym in Französisch und Klavierspielen, bevor er 1834 zu wohlhabenden Verwandten der Mutter zog, welche in Berlin lebten.



Im Jahr 1839 begann er, an der Universität Halle Theologie, semitische und klassische Philologie sowie Philosophie zu studieren. Hier wurde er auch Mitglied in der „Alten Halleschen Burschenschaft“. Nachdem er 1842 seine philologischen Studien in Berlin fortgesetzt hatte, promovierte er bereits im Jahr darauf, am 31. August 1843, an der Universität Halle zum Doktor der Philosophie mit der Dissertation: „De rerum divinarum apud Aeschylum conditione“.
Als 1845 Hayms Gesuch für eine Habilitation in Halle abgelehnt wurde, nahm er eine Lehrtätigkeit auf. Zugleich trat er in die „Lichtfreunde“ (Verein der Protestantischen Freunde) ein, welche sich dem Kampf gegen die reaktionäre Religionspolitik Friedrich Wilhelms IV. widmeten. Sein Freund, der außerordentliche Professor für Geschichte, Max Duncker, vermittelte ihn für die Frankfurter Nationalversammlung, wo er 1848 als Vertreter Eislebens einzog. Hier verhielt er sich jedoch eher zurückhaltend.



Nachdem Haym ab 1849 für ein Jahr die „Constitutionelle Zeitung“ (Berlin) geleitet hatte, wurde er 1850 vom Polizeipräsidenten aus Berlin ausgewiesen. Auf Grund dieser Situation ging Haym nach Halle zurück, wo er zunächst zu einem Freund zog. Am 29. Juni 1850 durfte er doch in Philosophie habilitieren. Seine Habilitation trug den Titel: „De pulchri atque artis notione“. 1851 begann er, als Privatdozent zu arbeiten, doch erst am 21. Mai 1860 wurde Haym zum außerordentlichen Professor ernannt. Am 10. Oktober 1868 erlangte er schließlich die Berufung zum ordentlichen Professor der deutschen Literatur.
Bis Ende 1857 lebte Haym in der „Weintraube“, einem Mietshaus in Giebichenstein. Zu dieser Zeit suchte er eine neue Wohnung mit drei bis vier Stuben, möbliert, wie dem Halleschen Tagesblatt zu entnehmen ist. 1858 erschien eine Anzeige, in der seine alte Wohnung in der Weintraube zur Vermietung ausgeschrieben wurde. Ab 1860 lässt sich in den Adressbüchern finden, dass Haym in der Schimmelgasse 5 wohnte. 1863 zog er an das Kirchtor. Von 1863 bis 1867 lebte er „Am Kirchtor“ Nr. 4, 1868 bis 1892 in Nr. 8, und seine letzten Jahre verbrachte er unweit, im Haus Nr. 6.
Im Jahr 1858 heiratete er seine 1833 geborene Frau Wilhelmine, genannt Minna, Tochter des Mediziners Carl Heinrich Dzondi (geb. 1770 in Schönburg, heutiges Sachsen, verst. 1835 in Halle). Wie der Personalakte Hayms im Universitätsarchiv (Rep. 11 Nr. 7410) zu entnehmen ist, hatte das Paar vier Kinder. Der erste Sohn, Hans, wurde am 29. November 1860 geboren. 17. April 1862 bekam das Ehepaar ein Mädchen mit dem Namen Mathilde, gefolgt von Helene, geboren am 14. Februar 1868. Das jüngste Kind war Konrad, geboren am 10. Januar 1872.



Neben seiner universitären Tätigkeit hielt Haym viele Reden und veröffentlichte Bücher. Einen seiner Vorträge in Halle hielt er 1859 zur Schillerfeier in den Sälen des „Kronprinzen“. Einen weiteren Vortrag präsentierte Haym im Jahr 1862 für den Gustav-Adolf-Verein zum Thema „Schleiermacher in Halle“. Dieser fand im Saale des Stadtschießgrabens statt. Am 2. November 1898 hielt er die „Rede bei der Gedächtnisfeier des Fürsten Bismarck in der Aula der königlichen vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg“, welche vom Verlag Gebauer-Schwetschke im selben Jahr veröffentlicht wurde. Weitere, in Halle verlegte Werke sind „Die Krisis unserer religiösen Bewegung“ oder „Feuerbach und die Philosophie“.
Am 27. August 1901 verstarb Haym auf einer Urlaubsreise in St. Anton am Arlberg. Den Menschen blieb er in Erinnerung durch seine Werke und auch aufgrund seiner Auszeichnungen. Er erhielt vom preußischen Staat den „Roter Adler-Orden“ 2. Klasse, den „Kronen-Orden“ 2. Klasse und die „Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft“. Siegmar Schultze-Galléra erwähnt ihn als vorzüglichen Literaturhistoriker, Philosophen und Politiker. Auch heute ist er noch bekannt durch die ihm bereits um 1904 gewidmete Straße, einer Parallelstraße der Pfännerhöhe.

(Autor: Eddie Peter)