Johann Georg Pasch – Pagenhofmeister am Hof des Herzogs August von Sachsen
Künstler, Beamtenschaft und Hofstaat des Administrators August von Sachsen in Halle liegen noch sehr im Dunkeln. Vereinzelt aber treten uns einzelne Akteure schlaglichtartig entgegen. Hierzu zählt der Fürstlich-Magdeburgische Pagenhofmeister Johann Georg Pascha (auch: Pasch); (1628–1674). Über das Leben des Höflings und Fechtlehrers sind wir durch eigene Angaben, seine Begräbnispredigt sowie einzelne Archivalien recht gut informiert. Zudem hinterließ er ein reiches schriftstellerisches Werk.
Johann Georg Pascha stammte aus Dresden, wo er am 9. September 1628 geboren wurde. Sein Vater war am kurfürstlichen Hof tätig, die wirtschaftliche Situation der Familie offenbar günstig. Gegen 1645 verließ Pascha Dresden, um zu studieren – in Zeiten des Krieges durchaus ein gewagtes Unterfangen. Er ging nach Zittau, Berlin, dann ins schwedische Stettin (wo er eine Stelle als Kindertanzlehrer annahm) sowie nach Greifswald und Rostock. Hier lernte er nach der Schule des Italieners Salvator Fabris (1544–1618) das Fechten. Auch nahm er Unterricht im Ringen, Fahnenschwenken, Tranchieren sowie im Lautenspiel.
Nach kurzem Aufenthalt in Dresden – vielleicht in der Hoffnung, am Hof Anstellung zu finden – setzte er seine wohl vorrangig juristisch ausgerichteten Studien in Wittenberg fort. Im Zuge der Veränderungen, die Kursachsen nach dem Tod des Kurfürsten Johann Georg I. ergriffen, fand Pascha dann tatsächlich eine Anstellung: Administrator August von Sachsen richtete in Halle die Verwaltung der ihm mit dem Freundbrüderlichen Vertrag zum 1. Mai 1657 übergebenen Thüringer Erblande ein. Hier wurde er als Archivar, später als Sekretär bestallt. Es spricht für den Beamten, dass man ihm die Erziehung der Prinzen Johann Adolph (geb. 1649), August (geb. 1650) und Christian (geb. 1652) übertrug. Pascha muss in der Vermittlung der typischen „Exercitiis“ eine zentrale Position eingenommen haben. Angesichts seiner Schriften handelte es sich um Körperertüchtigung und Militärausbildung, um die Vermittlung von Kampfkünsten, Fechten, Exerzieren und Ringen. Auch musische Unterweisungen sind möglich. Wahrscheinlicher aber legte Pascha die Basis für die militärische Ertüchtigung der drei Prinzen – später schlugen Prinz August (der Jüngere), besonders aber Prinz Christian Militärlaufbahnen ein.
1661 trat Pascha als Aufseher und Lehrer für die am Hof befindlichen Pagen in Erscheinung. In einer Hofordnung von 1674 tritt er als „Johann Georg Pascha Pagen Hofmeister“ auf. Er unterrichtete die minderjährigen männlichen Adligen in Frömmigkeit, Sitten und (sportlichen) Übungen („in pietate, moribus, und exercitijs“). Dieses Amt behielt Pascha zeitlebens. Er unterwies aber auch, wie sein 1658 in Halle als „Exercitien-Meister“ fassbarer Bruder Wilhelm, bürgerliche Kinder.
Der hallesche Pagenhofmeister war vielfältig interessiert. Ab 1652 wurde er publizistisch tätig. Ab 1657 enthielten seine Werke die für ihn typische Ausrichtung auf Kampfsportarten bzw. militärische Übungen. Diese Schriften hat er immer wieder verbessert und neu herausgegeben. Sie richteten sich an die höfi sche und adlige Gesellschaft. Pascha publizierte über Verhaltensweisen bei Hofe (1659), die Militärbaukunst (1662) oder das Tranchieren und das Erstellen von „Schau-Gerichten“ (1665). Lange nach seinem Tod erschien eine „Vollständige Kriegskunst zu Fuß“ (1687).
Neben den Drucken sind von ihm auch zwei Manuskripte bekannt. Einige Arbeiten widmete Pascha Personen fürstlichen Standes, vor allem den Mitgliedern der Fürstenfamilie zu Halle: 1664 eignete er dem Prinzen August (d.J.) eine Schrift zu, zwei Werke von 1670 und 1671 dem Administrator August, das „Vollständige Fecht-, Ringe- und Voltigier-Buch“ 1673 dem Erbprinzen Johann Adolph (1649–1697).
Paschas Lehrbücher waren teilweise illustriert. Überhaupt legte er viel Wert auf die Bebilderung der beschriebenen Übungen. Mehrfach war hier der Hofsekretär Johann Georg Flach als Illustrator tätig. Dem zeitgenössischen Nutzer boten Pascha und Flach ein anschauliches Mittel zur besseren Einübung – dem heutigen Leser ermöglichen sie einen Einblick in Militärwesen, Kampfsport und die Tischkultur am Hof zu Halle im mittleren 17. Jahrhundert. Zwar ist das Werk des Pagenhofmeisters gegenwärtig nur Spezialisten bekannt: einer Auswertung und Würdigung aber ist es zweifellos wert.
(Joachim Säckl, Kulturfalter Oktober 2014)