Dölau - Kleines Dorf mit viel Kirche

Der kleine Ort Dölau, der dem halleschen Stadtforst einst seinen Namen gab, war noch vor Generationen für viele Hallenser wegen seiner zahlreichen Gaststätten mit Tanzsaal und Biergarten ein beliebtes Ausflugsziel. Auch bringen viele Hallenser die „Steinerne Jungfrau“ mit dem Ort in Verbindung, ist sie doch der zweitgrößte aufstehende Menhir in Mitteleuropa. Wanderer zwischen Dölauer Heide, Lunzberg und Brachwitzer Alpen an der Saale ahnen sicher, dass die Menschen in der Jungsteinzeit, die diesen damals 8 m hohen Menhir aufrichteten, damit religiöse, wenigstens spirituelle Vorstellungen verbanden.

Manchem Wanderer fällt sicher auch auf, dass die romanische Steinkirche deutlich abseits vom Dölauer Ortskern liegt. Der Sohn des 1935 erstmals nach der Reformation wieder für Dölau berufenen Pfarrers beantwortet in seinem Buch zur Dölauer Kirchengeschichte nicht nur diese Frage. Es waren flämische Einwanderer, die während der Christianisierung des Gebietes an der Saale bewusst etwas abseits vom slawischen Siedlungskern auf festem Boden zunächst eine Holzkapelle und dann um 1160 eine kleine Steinkapelle errichteten. Dass bereits 50 Jahre später ein Breitwandwestturm angebaut wurde, könnte ein Beleg dafür sein, dass Dölau in Abgrenzung zum zeitgleichen Kirchenbau mit Kirchturm in Lettin ein eigenes Pfarrdorf war, bis man im Zuge der Reformation diesen Status verlor. Offenbar hat diese Steinkirche auch als einziges Gebäude den Dreißigjährigen Krieg überdauert. Sie stand danach jedoch über die nächsten Jahrhunderte als Filialkirche von Lettin abseits von den am slawischen Ursprung um die heutige Feuerwache wieder entstehenden Bauernhöfen.



Doch die Kirchengeschichte Dölaus ist noch weitaus vielfältiger: Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten viele Flüchtlinge ihren katholischen Glauben mit. Sie trafen sich anfangs zum Gottesdienst in der historischen Nikolaus-Antonius-Kirche im Ort. Ab Oktober 1953 gestalteten sie ihre eigene Notkirche im Tanzsaal der Gaststätte „Dölauer Heide“ an der Zechenhausstraße. Nach Umbauarbeiten entstand so im Jahr 1961 ein in die weitere Umgebung ausstrahlender Kirchenraum für Katholiken, der erst mit der politischen Wende 1990 aufgegeben werden musste. Bereits zu DDR-Zeiten bemühte sich die katholische Kuratie Halle-Dölau um ein Grundstück zum Bau einer neuen kleinen Kirche und konnte im Jahr 1992 von der Neuapostolischen Gemeinde Dölau ein Baugrundstück erwerben, auf dem diese ursprünglich einen Gemeindehausbau plante. Seit 1998 steht nun der Neubau der katholischen Kirche Maria Königin in Form eines architektonisch interessanten Oktogons in Dölau.

Schräg gegenüber befindet sich noch das Haus des früheren Fleischermeisters Friedrich Peulecke. Bereits seit 1936 diente das hintere Nebengebäude Gottesdiensten der Neuapostolischen Kirche. Neben einem Vorbereitungsraum für den Pfarrer entstand so ein ca. 40 m. großer Gebetsraum, der bis etwa 1990 genutzt wurde.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich am Rande der Dölauer Heide das Villenviertel Neu-Dölau entwickelt. Es siedelten sich auch Akademiker unterschiedlicher Glaubensrichtungen an. Dr. Wolfgang Bohn, ursprünglich leitender Kurarzt in Schlesien, hatte sich der ersten buddhistischen Organisation im deutschen Kaiserreich angeschlossen und als deren Vorsitzender 1910 in Dölau ein Grundstück erworben. Er baute es im buddhistischen Stil als Wohn-, Treff - und Wirkungsstätte der Anhänger des Buddhismus aus. Vor dem Haus stand eine buddhistische Gedenksäule (Stupa). So existierte in der heutigen Dr.-Hans-Litten-Straße bis in die 1920er-Jahre eine Pilgerstätte für buddhistische Gläubige aus dem In- und Ausland. Erst mit der Neubebauung im Jahr 1999 wurde das Haus abgerissen.



Schließlich ziehen heute zwei weitere Neubauten das Interesse von Dölau-Besuchern auf sich: Dies ist einerseits die im Zuge der Rekonstruktion des Dölauer Krankenhauses im Jahre 2000 neu errichtete Dietrich-Bonhoeffer-Kapelle, die auch als Multifunktionssaal für wissenschaftliche Veranstaltungen genutzt wird, und das im Jahr 2006 errichtete Gemeindehaus neben dem evangelischen Pfarrhaus von 1935.

Die Dölauer Hefte sind auf 12 Themen der Lokalgeschichte konzipiert. Heft 3 (Autor: Rainmund Lorenz) behandelt die Geschichte der katholischen Gemeinde von Dölau, das kürzlich erschienene 9. Dölauer Heft (Autor: Jürgen mertens) die Anfänge des Christentums im Heidedorf. Das 10. Dölauer Heft erscheint im Herbst. Es umfasst die Vereinsgeschichte von den Gründerjahren bis heute. Interessenten sind zu Vorträgen am 19. Oktober und 17. November 2016 eingeladen.

(Autor/in: Jörg-Thomas Wissenbach)

Mehr Informationen unter: www.halle-doelau.de