Warum Medienpädagogik und Gaming in der Zukunft wichtiger werden
„Was spielt mein Kind eigentlich für Spiele?“ Diese Frage müssen sich Eltern in der Zukunft öfter stellen, wenn sie mit und nicht gegen den digitalen Wandel der Welt arbeiten wollen. Die modernen Medien werden immer mehr zum Mittelpunkt des alltäglichen Lebens. Dabei ist der Fortschritt in Deutschland wesentlich langsamer als der von anderen Ländern. Auch die Gaming-Branche hat über die Jahre rasant an Popularität gewonnen, und viele Kinder und Jugendliche sind der „Welle“ an Medien und Spielen ausgesetzt. Eine Studie, die die Nutzungshäufigkeit von Videospielen von Kindern untersucht, besagt: „Ein Viertel der 6- bis 13-jährigen Kinder in Deutschland spielt jeden oder fast jeden Tag Videospiele.“ (Quelle: statistica). Die Häufigkeit steigt, je älter das Kind wird. Dabei kommen Fragen auf, wie: Funktioniert es noch, den Stecker zu ziehen, Verbote zu verhängen und Strafen zu verteilen, wenn Kinder für sie ungeeignete Spiele spielen oder zu lange im Internet sind? Und wie kann man ungesundes Suchtverhalten der Kinder und Jugendlichen präventiv behandeln und verhindern?
Medienpädagogische Bildung fördern
Seit einigen Jahren rückt das Wort Medienpädagogik mehr und mehr in den Fokus. Aber was bedeutet das eigentlich? „Medienpädagogik beschäftigt sich mit Medien als technische Hilfsmittel zur Realisation, Unterstützung oder Verbesserung von Kommunikation[…]“. Heißt: Die Medienpädagogik setzt da an, wo es den Menschen an Umgang mit Medien fehlt. Vor allem bei Videospielen scheint der Zugang für Eltern erschwert, umso mehr, wenn die eigenen Kinder anfangen, sich für digitale Spiele zu interessieren. Die Medienpädagogik und Erziehung sieht großes Potenzial in der Wissensvermittlung durch Medien, doch um dieses Ziel zu erreichen, müssen Schule und Eltern offener für die Einbindung der Medien in Institutionen und Alltag werden. Es gibt jedoch weitere Probleme, die ein Hindernis für den richtigen Umgang mit Medien und das als Beispiel dienende „Gaming“ darstellen.
Für etliche Eltern stellen Videospiele eine Gefahr für alle Nutzenden dar. Als Ergebnis dieser Angst hagelt es Verbote für die spielenden Kinder und Stress innerhalb der Familie. Fest steht, dass Eltern ihrem Kind bis zum 18. Lebensjahr Einschränkungen geben können und müssen, zudem ist für die Videospielauswahl die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) zuständig, und diese muss unbedingt eingehalten werden. Wenn die schulische Leistung unter einem zu regen Konsum von Videospielen leidet, ist die Medienerziehung bereits zu spät oder gar nicht erfolgt und muss unbedingt einsetzen. Dabei stellt sich die Frage, ob Verbote den Ursprung des Problems wirklich lösen. Verbote führen erfahrungsgemäß zu einer gesteigerten Neugier, daraufhin findet das Kind trotz alldem seine Wege ins Internet, nur dieses Mal heimlich. Schlussfolgerung: Die Eltern haben noch weniger Ahnung, was das Kind im Internet tut, sind mit dem Thema „Videospiele“ überfordert, und es entstehen negative Vorurteile. Falsche Informationen aus den Medien, keine entwickelte Medienkompetenz von Kindern, Verständnislosigkeit für Medien von Seiten der Eltern sind Faktoren, bei denen die Medienpädagogik dringend gebraucht wird. Denn diese lehrt, wie man Medien richtig nutzt, aus ihnen und mit ihnen lernt und sie vor allem kritisch hinterfragt.
Wer jetzt denkt, sein Kind offen der Medienlandschaft des Internets auszusetzen und grundsätzlich ja zu allen digitalen Angeboten sagt, hat nicht verstanden, wie Medienpädagogik funktioniert. Die Lösung ist hierbei, das richtige Maß zu finden. Viele Kinder und Jugendliche können sich nur schwer eine eigene Zeitbegrenzung einteilen und genau an diesem Zeitpunkt sind Fachkräfte und Eltern gefragt. Außerdem fehlen medienfreie Räume, in denen sich Jugendliche und Kinder ohne digitale Einflüsse beschäftigen. Videospiele vollkommen zu verbieten, wäre trotzdem nicht der richtige Weg. Gaming muss als Hobby anerkannt werden und in Maßen genießbar bleiben. Wer als Elternteil offen mit seinen Kindern kommunizieren kann, sich rege an deren Privatleben beteiligt und sich für Hobbys wie Gaming interessiert, wird merken, dass Kinder Probleme weniger verschweigen, Videospiele nicht heimlich kaufen und Sorgen offener ansprechen.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Der erste Schritt in Richtung Medienkompetenz ist hiermit getan. Man hat als Elternteil nun einen ersten Einblick in die Welt der Videospiele und versucht Interesse dafür aufzubringen. Für einige, ist dieser Schritt bereits zu viel, da in den öffentlichen Medien häufig behauptet wird, dass Videospiele desensibilisieren und die eigene Gewaltbereitschaft steigern, und Eltern auf diese Weise negativ mit dem Thema Gaming in Verbindung kommen. Dabei stimmt dieser Fakt nicht. Seit Jahren gibt es zahlreiche Studien, die beweisen wollen, dass Videospiele aggressiv machen. Dabei sind die untersuchten Fakten unvollständig, und es gibt etliche Studien, die das widerlegen. Wie zum Beispiel, dass eine Untersuchung aus 2014 zum Ergebnis kam, dass Jugendliche, die häufiger Videospiele spielen, aggressive Gedanken haben. Dabei sind die äußeren, sozialen Einflüsse und Erfahrungen von echter Gewalt auf den Jugendlichen ebenfalls von Bedeutung, jedoch wurden diese bei der Untersuchung nicht beachtet. Ein Umkehrschluss einer anderen Studie: Wenn jemand ein natürliches, aggressives Verhalten an den Tag legt, kann er dieses mit Shooter-Spielen steigern, aber nicht alle Menschen, die Shooter-Spiele spielen, tragen ein aggressives Verhaltensmuster in sich. Kinder und Jugendliche sollten dennoch um die Gefahren der Videospiele wissen und lernen, Medien zu hinterfragen und zu verstehen.
Als letzter Schritt eines vereinfachten Weges der Medienkompetenz in Verbindung mit Videospielen, ist zu wissen, welche Inhalte man seinem Kind mit der Hilfe von digitalen Spielen vermitteln will. Insbesondere bei jüngeren Kindern sind die vermittelten Inhalte von Spielen wichtig. Die Spiele sollten vor allem Spaß machen, aber auch lehrreich und spannend sein. Zudem ist es ratsam, als Elternteil mit seinem Kind zusammen zu spielen, um gleichzeitig ein Auge auf die Inhalte des Spiels zu haben und die gemeinsame Bindung mit dem Kind zu fördern. Eltern sollten sich deshalb fragen: Welche Spiele kann und möchte ich mit meinem Kind zusammen spielen? Und müssen Videospiele immer lehrreich sein? Der Herausforderungscharakter, vor allem im Mehrspielermodus, ist ein tragendes Element bei wissensvermittelnden Spielen.
Hier werden „Serious Games“ wichtig. Serious Games sind „Spiele mit ernsthaftem (Lern-)Ziel. Sie sind also Spiele, die geschaffen werden, um gezielt bestimmte Inhalte oder Kompetenzen zu vermitteln[…]“. (www. fabula-games.de). Sie haben zudem einen pädagogischen Mehrwert und sind meist politisch-geschichtliche Spiele mit dem Ziel , Wissen zu vermitteln. Ein Beispiel für ein Serious Game ist „Herbst 89“ von Playing History, ein Spiel, in dem es um die Demonstration des 9. Oktobers 1989 geht und in dem der Spieler mittels verschiedener Charaktere die Geschichte nachspielen kann und die Demonstration zum Erfolg führen soll. Die Herausforderung, nicht von der Polizei erwischt zu werden und gleichzeitig über die Geschehnisse zu lernen, ist wichtig für die optimale Wissensvermittlung in Serious Games. Denn diese sollen natürlich auch Spaß machen!
Fazit: Gaming geht über alle Generationen
Schlussendlich kann man sagen, dass Eltern und Kind zweifelsfrei eine Medienkompetenz brauchen, um mit dem immer wachsenden digitalen Wandel richtig umgehen zu können. Vor allem das gemeinsame Spielen muss gestärkt werden und Hobbys sollten sich im besten Fall vernetzen. Das heißt: Kinder beteiligen sich an Hobbys der Eltern, und Eltern „zocken“ ab und an mit Kindern. Unter einer pädagogischen Anleitung von Schule, Medienpädagog/-innen und Fachkräften für Eltern und Kind, kann das Potenzial der Videospiele richtig genutzt werden, und Vorurteile gegenüber Gaming und Videospiele müssen die Generationen nicht mehr spalten.