Interview Toni Geiling "Immer voll dabei"

Der Musiker Toni Geiling ist als Geiger, Liedermacher, Kinderliedermacher und Komponist aktiv. Er bringt sogar Sägen zum Singen und steht auf den Bühnen dieses, und anderer Länder. In Halle organisiert er den Kinderliedersommer auf der Peißnitz (wieder am 19.9.) und brachte jetzt eine neue CD heraus. Grund genug für uns, den Künstler mal vors Mikrophon zu laden.

Kulturfalter: Wie bist Du auf die Idee gekommen, Kinderlieder zu machen?

Toni Geiling: Es kommt die Zeit im Leben, da man sich mit Kindern beschäftigt. Meist ist das, wenn man kein Jugendlicher mehr ist. Ich habe damals Lehramt für Grundschule studiert und habe in der Zeit ein Auftragswerk zum Thema Heterogenität und Vielfalt komponiert. Dann habe ich Konzerte für Kinder an Schulen organisiert, und so ging es los.

Wie bist Du zur Musik gekommen? Man komponiert ja nicht so einfach mal eben ein Stück, oder?

Ich habe als Kind bereits begonnen, Geige spielen zu lernen. Ich habe immer viel gespielt, und vor allen Dingen Geige die ganze Zeit.

Wie und wann hast du dich entschieden, davon dein Musikerleben zu bestreiten?

Ich habe bei einem Festival im Kaffeeschuppen den irischen Musiker und Liedermacher Tony Small getroffen. Dieser hat mich nach Irland eingeladen, um mit ihm zusammen Musik zu machen. Irgendwie vergingen, dann vier Jahre in denen wir durch Irland und Australien gezogen sind. Er war auch der Geiger und ist mein Vorbild gewesen.



Wie muss man sich das Leben eines Kinderliedermachers vorstellen?

Wenn mich Leute fragen, was ich mache, dann sage ich: ‚Ich bin Busfahrer, Manager, Koch, Gitarrist oder Studioleiter‘. Ich bin also ein Einmannbetrieb und muss wirklich alles machen. Allerdings habe ich viele Leute, mit denen ich kooperiere, denn alles kann man nicht alleine schaffen. Und neben meiner eigenen Musik komponiere ich für andere oder vermiete mein Studio, das ich inzwischen habe.

Worauf muss man achten, wenn man Musik für Kinder macht?

Am Anfang sagten mir viele Erwachsene: „Deine Texte sind doch zu kompliziert“. Aber das ist Quatsch. Die Kinder kennen die Texte von vorne bis hinten. Dass sie zu kompliziert sind, habe ich von denen noch nie gehört. Beim Schreiben, achte ich auf literarische Konsistenz. Der Rhythmus muss passen. Die Lieder haben eine Eröffnungszeile, und darauf baue ich eine kleine Welt auf und packe das in eine singbare Form. Und wenn ich eine Idee habe, dann überlege ich, ob man daraus ein Kinderlied oder eines für Erwachsene machen könnte.


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Kinder sind das dankbarste Publikum, heißt es. Was erlebst Du so auf Deinen Konzerten?

Kinder sind nicht nur das dankbarste, sondern auch das anspruchsvollste Publikum. Wenn es langweilig ist, sind sie sofort weg. Man muss darauf achten, dass man gleich einen Draht zu ihnen bekommt. Man muss sie ernst nehmen und mit ihnen reden. Dann kommen sie gleich zur Bühne vor, und man merkt, dass der Draht funktioniert. Außerdem sind Kinder immer wach und gleich volle Kanne da.

Jetzt gibt es eine ‚neue‘ CD von Dir. „Gedanken wollen fliegen“. Das ist eigentlich aber eine alte Scheibe, die Du nochmal geremastert hast. Warum kommt diese jetzt nochmal?

Da gibt es einen ganz banalen Grund: „Sie war ausverkauft.“ Aber die CD ist ein Dauerbrenner. Deswegen habe ich sie neu aufgelegt. Das war damals meine erste CD und ich habe viele Dinge weggelassen, weil ich damals nicht alles geschafft habe. Das Wolkenlied ist zum Beispiel jetzt in der Version drauf, in den wir es auch live spielen. Besonders stolz bin ich auch auf das aufwändige Digipack (Pappverpackung) für die CD. Das wollte ich schon immer einmal machen.

Wann gibt es richtig neue Musik von dir zu hören?

In der Regel brauche ich immer vier Jahre bis eine neue CD herauskommt. Anderthalb Jahre sind um, und es sind schon circa sieben neue Titel da. Da ich jetzt während der Corona Zeit mehr Zeit habe als sonst, geht es vielleicht ein bisschen schneller (lacht). Naja realistisch ist Ende nächsten Jahres, vielleicht.

Herr Geiling, vielen Dank für das Gespräch. Das nächste Mal in Halle kann man Toni Geiling und das Wolkenorchester am 19.09. zum Abschluss des Kinderliedersommers auf der Perßnitz.