Das Festival ist einzigartig

Im Mai 2010 fand in Halle zum siebten Mal das Festival Nouveaux Auteurs des Thalia-Theaters statt. Aus diesem Grund trafen wir uns mit Crista Mittelsteiner, der Projektleiterin des Festivals, auf einen Kaffee im Fräulein August und sprachen mit ihr über die siebte französische Woche.  

Kulturfalter: Die französische Woche ist inzwischen eine Tradition in Halle geworden. Wie entstand eigentlich die Idee, ein solches Fest in Halle zu etablieren?

Crista Mittelsteiner: Dieser Vorschlag wurde damals von französischer Seite an Frau Hahn herangetragen. Sie fand die Idee charmant, so etwas in Halle zu etablieren. Es gibt ähnliche Festivals in der Nähe der französischen Grenze, in Saarbrücken und Karlsruhe, aber die Idee, die Gegenwartsdramatik unserer Nachbarn hier zu zeigen, war neu – und bleibt einzigartig.  



Hat sich in den letzten Jahren im Programm etwas verändert?

Das Festival hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Waren es am Anfang vor allem Lesungen und Hausinszenierungen des Thalia-Ensembles, so laden wir jetzt nicht nur die Autoren zum Festival ein, sondern auch französische Künstler, die mit unseren Schauspielern zusammenarbeiten. Auf diese Art findet ein künstlerischer Dialog statt, von dem das Publikum profitiert – in Gesprächsrunden oder ganz spontan nach der Aufführung.  

Wann kann man in Halle erleben, was darunter gemeint ist?

Mathieu Bertholet zum Beispiel, ein Schweizer Autor und Regisseur, wird mit dem Thalia-Ensemble sein Stück „Case Study Houses“ als Performance einrichten. Darüber hinaus kooperieren wir im Projekt „Grenzgänge(r)/ OutrePasseurs“ mit dem Théâtre de la Tête Noire in Saran/Orléans. Im Rahmen dessen kommt die junge Autorin Claire Rengade im Juni zu einer Schreibresidenz nach Halle, Claudius Lünstedt seinerseits wird nach Orléans reisen. So arbeitet jeder an neuen Werken, die nächstes Jahr mit einer gemischten Crew in Frankreich und anschließend im Mai 2011 auch in Halle gezeigt werden. Auf dem diesjährigen Festival stellen wir die beiden Autoren vor – da kann man die Installation und das Live-Hörspiel „Freiburg“ von Claudius Lünstedt und eine Comic-Lesung des Stücks „das ist wie Flash Gordon am anfang“ von Claire Rengade, beides am 8. Mai, erleben. Allein diese zwei Aufführungen kann ich jedem nur empfehlen.  



Wie wird das Festival in Frankreich und Deutschland wahrgenommen?

Das ist sehr unterschiedlich. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es in Frankreich mehr beachtet wird als hier, da die Autoren und Schauspieler sehr stolz sind, nach Deutschland – dem für die Franzosen mythischen Theaterland – eingeladen zu werden. Bei uns hapert es da ein wenig. Vielleicht schwimmen wir Deutschen zu sehr im eigenen Saft und sind zu wenig offen. Allerdings haben wir auch nicht das Marketingbudget, wie etwa das Theater der Welt Festival, insofern bin ich ganz zuversichtlich und freu mich auf die Besucher und das Festival.

Frau Mittelsteiner, vielen Dank für das Gespräch.

(Alexander Bernstein, Kulturfalter Mai 2010)

 

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