Georg Philipp Telemann ist eine Quelle der Inspiration

Zu den Telemann-Festtagen im März 2014 in Magdeburg konnten die Besucher auch einem Konzert des belgischen Musikers Paul Dombrecht lauschen. Er ist der Träger des Georg‐Philipp‐Telemann‐Preises der Landeshauptstadt Magdeburg 2014. Kulturfalter sprach mit dem Virtuosen, Lehrer für historisches Oboenspiel am Königlichen Konservatorium zu Brüssel und Dirigenten über die Ehrung und das Konzert mit dem von ihm gegründeten Barockorchester „Il Fondamento“.

Kulturfalter: Was bedeutet Ihnen die Ehrung mit dem Georg‐Philipp‐Telemann‐Preis der Landeshauptstadt Magdeburg 2014?

Paul Dombrecht: Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfuhr, dass ich den Preis bekommen soll. Es ist eine große Ehre für mich und natürlich auch für mein Ensemble. Es ist mir immer ein Vergnügen und auch eine Herausforderung, mich mit Telemanns phantastischer Kammermusik zu beschäftigen oder mit meinem Ensemble z.B. Telemanns Ouvertürensuiten oder Konzerte zu spielen oder aufzunehmen. Diese Werkbereiche sind heute im Musikleben sehr präsent. Doch als ich in den 1970‐er und 1980‐er Jahren zu musizieren begann, war das überhaupt nicht so. Dass meine künstlerische Auseinandersetzung mit Telemanns Kompositionen nun als ein fruchtbringender Beitrag zur Wiederbelebung seiner Musik gewürdigt wird, berührt mich sehr.



Was verbindet Sie persönlich mit dem Komponisten Georg Philipp Telemann, der Stadt Magdeburg und dem Telemann‐Zentrum?

Schon in meiner Studentenzeit fühlte ich mich sehr zu Telemanns Musik hingezogen. Besonders als ich begann, Barock‐Oboe zu spielen, waren seine Kompositionen eine wichtige Quelle für Inspiration und Programmgestaltung. Ohne Telemann wäre das Repertoire für Oboe und Orchestermusik sehr viel ärmer. Es ist sehr schwierig, sich den Werdegang von „Il Fondamento“ ohne seine Ouvertüren und Oratorien vorzustellen.
Was Magdeburg betrifft: Es ist immer eine große Freude, in Telemanns Geburtsort zu Gast zu sein und dort das wunderbare Publikum in Konzerten zu erleben oder Kollegen und die junge Interpretengeneration beim Internationalen Telemann‐Wettbewerb zu treffen. Auch ein Besuch in der Bibliothek des Telemann‐Zentrums mit seinen interessanten Partituren ist immer lohnenswert – oder auch, sich mit den Fachleuten dort über Fragen der Repertoireauswahl oder der Interpretation einzelner Werke zu diskutieren. Es gibt auch regelmäßigen Kontakt per E‐Mail, wenn ich Informationen benötige. Natürlich möchte ich auch gern die langen und sehr interessanten Gespräche mit Dr. Wolf Hobohm erwähnen, sehr oft bei einem Glas Wein...

Am 16. März 2014 gastierten Sie im Rahmen der 22. Magdeburger Telemann‐Festtage mit Ihrem Ensemble „Il Fondamento“ in Magdeburg. Worauf durften sich die Konzertbesucher freuen?

Wir bereiteten ein Programm mit Werken von Georg Philipp Telemann und dessen Patensohn Carl Philipp Emanuel Bach vor. Ein Konzert mit zahlreichen Gegensätzen erwartete die Besucher: Telemanns dramatischer Stil (z.B. zu Beginn des c‐Moll‐Oboenkonzertes) war ebenso zu vernehmen wie seine humorvolle Art des Komponierens und seine Affinität zur polnischen Volksmusik (wie zum Beispiel in der D‐Dur‐Ouvertürensuite). Carl Philipp Emanuel Bachs „Sturm‐und‐Drang“‐Stil bildete dazu einen spürbaren Kontrast, beispielsweise im langsamen Satz des A‐Dur‐Cellokonzerts. Bei allem Gegensätzlichen verbindet beide aber eine begnadete Inspiration beim Komponieren. Solche Programme zusammenzustellen und aufzuführen bereitet wirklich Freude!

Herr Dombrecht, vielen Dank für das Gespräch.