Hallesche Band gewinnt mit Debutalbum den Preis der Deutschen Schallplattenkritik

Mit ihrer ersten CD hat die hallesche Band Bube Dame König prompt einen bedeutenden Preis gewonnen. Ihr Debut „Traumländlein“ wurde als beste Veröffentlichung in der Sparte Folk und Singer-/Songwriter in die Bestenliste des Preises der Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen. Mehrere Fachjurys küren so vierteljährlich die besten Veröffentlichungen auf dem Tonträgermarkt.
 
„Dieses Trio aus Halle an der Saale balanciert traumwandlerisch sicher zwischen Schlichtheit und pointierter Virtuosität“, bescheinigte die fünfköpfige Jury den Musikern Juliane Weinelt, Jan Oelmann und Till Uhlmann, die auf „Traumländlein“ bekannte Volkslieder mit eigenen Songs nach lokalen Sagenmotiven mixen. Mit der Auszeichnung befinden sich die drei Hallenser sowie der Leipziger Textdichter Thomas Kolitsch in bester Gesellschaft: Zu den preisgekrönten Tonträgern gehört unter anderem auch die neue Platte der Liedermacherlegende Hannes Wader. In ihrer Kategorie stach das Trio namhafte Künstler wie die norwegische Sängerin Randi Tytingvåg und den Akustikgitarristen Peter Finger aus. Kulturfalterredakteurin Antonia Kohler sprach mit Jan Oelmann über diese Auszeichnung und was dies für die Band bedeutet.

Kulturfalter: Welche Bedeutung hat der Name „Bube Dame König“ und welche Geschichte steckt dahinter?

Jan Oelmann: Viele der Volksliedtexte öffnen ja die Tür zu einer fantastischen, altertümlichen Welt, die ein wenig anmutet wie aus einem DEFA-Märchen. Einen Namen zu finden, der das schön ausmalt, hat allerdings ein wenig gedauert. Den entscheidenden Tipp haben wir dann von einer befreundeten Leipziger Musikerin bekommen. Deren Band war auch gerade auf Namenssuche. Die Arme war ganz verzweifelt, dass ihre Band den besten Vorschlag nicht genommen hat: „Bube Dame König“ nämlich.

Sie haben alle früher schon in anderen Bands mitgewirkt, wie kam es zur Gründung von „Bube Dame König“?

Die Sängerin Juliane Weinelt und ich spielen schon seit mehr als 10 Jahren Irish Folk mit der Band Dizzy Spell – und hatten da schon lange Volkslieder aus ganz Europa im Repertoire. Wir hatten einfach Lust, Lieder in unserer Muttersprache zu singen und sind da schnell beim deutschen Volkslied gelandet. Unseren Drehleierspieler Till Uhlmann kannten wir schon lange vorher. Er hatte glücklicherweise gerade Zeit – und Lust auf das Projekt. Ein Traum für uns, weil er zu den besten Drehleierspielern hierzulande zählt.



Welche Beziehung haben Sie zu deutschen Volksliedern?

Ich bin wirklich auf dem Umweg über irische Musik zum deutschen Volkslied gekommen. Und siehe da: Plötzlich erinnert man sich wieder daran, wie man diese Lieder als Kind im Ohr hatte, und sich zum Beispiel vor dem Lied „Königskinder“ immer ein bisschen gegruselt hat. Oder wie einem die Eltern das ein oder andere Lied zum Einschlafen vorgesungen haben.

Woher stammt die Idee, alte deutsche Volkslieder neu zu interpretieren?

Spätestens bei unserem Crowdfundingprojekt zur Finanzierung der CD haben wir gemerkt, dass die Idee, Volkslieder mit Folk zu mixen, so neu gar nicht ist: Einige der Spender haben sich als Musiker entpuppt, die das in den 60ern und 70ern auch schon mal gemacht haben. Manche haben uns auch gleich ihre alten Schallplatten von damals mitgeschickt.

Neben „Bube Dame König“ gibt es in Halle noch weitere Künstler, die Volkslieder musikalisch neu vertonen. Glauben Sie, dass daraus eine Art Trend entstehen könnte?

Mal sehen, ob es vielleicht wieder eine Deutschfolk-Welle wie vor 50 Jahren gibt, wäre ja eine schöne Sache für uns.

Wieso nutzen Sie stilistische Mittel des irischen Folks zur Neuinterpretation von deutschen Volksliedern?

Uns ist dieser Stil seit Jahren vertraut und wir fühlen uns darin einfach wohl – und vor Landesgrenzen haben Stilistiken und Melodien eh noch nie Halt gemacht. „Im Frühtau zu Berge“ hat zum Beispiel eine Melodie, die ursprünglich aus Schweden stammt. So etwas Ähnliches findet sich übrigens auch auf unser Debut-CD: Zu Melodien aus Irland und Schottland hat unser Textdichter Thomas Kolitsch neue, deutschsprachige Texte geschrieben. Sie sollten so klingen, als ob sie spätestens seit dem 19. Jahrhundert zum hiesigen Repertoire gehören.

Welches ist Ihr persönliches Lieblingslied auf der CD und warum?

Die „Saalenixe“. Ich hatte aus dem Bücherbus für meine Kinder einen kleinen Band mit halleschen Nixensagen ausgeliehen. Ich hab es dann am Ende selbst verschlungen. Der Plot: Schäferssohn heiratet gegen alle Empfehlungen eine Nixe, und am Ende geht es natürlich aus wie in einer griechischen Tragödie. Daraus musste man einfach mal ein Lied machen.



Können Sie von Ihrer Musik leben?

Ja. Allerdings gehört neben dem Geben von Konzerten und dem Verkauf von CDs auch das Musikunterrichten dazu.

Haben Sie schon mal daran gedacht, Halle zu verlassen und beispielsweise in Berlin mit Ihrer Band durchzustarten?

Nein, einen Umzug braucht es glaube ich nicht. Das kann man im Fall der Fälle dann auch alles von Halle aus erledigen. Außerdem ist Halle schön. Und unsere Sängerin ist gebürtige Hallenserin, die kriegen wir hier eh nicht weg.

Was mögen Sie an Halle besonders?

Die tolle freie Szene – da ist wirklich viel los: Überall gibt es Sessions und viele Projekte. Und natürlich die Landschaft an der Saale, mit Peißnitzinsel und der Burg Giebichenstein. Wer sonst hat schon eine romantische Burgruine mitten in der Stadt?

Wie kam es zu der Nominierung für die Bestenliste des Preises der Deutschen Schallplattenkritik?

Unser Label CPL Music hat unsere CD an die fünf Juroren für den Bereich Folk- und Singer-/Songwriter geschickt. Offenbar hat sie mindestens einem gefallen.

Was bedeutet ein Platz auf der Bestenliste für Sie?

Hauptsächlich ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit – das ist etwas, was als Band wirklich am Schwierigsten zu bekommen ist. Unser Label hatte uns verraten, dass auch viele Radiosender den Preis auf dem Schirm haben und die Songs von der Platte dann auch vermehrt spielen. Da half sogar die Nominierung schon ein bisschen: Songs von Bube Dame König waren z.B. auf Deutschlandradio und im Hessischen Rundfunk gelaufen.

Wie war Ihre Reaktion auf die Nominierung? Wen haben Sie zuerst angerufen, um davon zu erzählen?

Meine Eltern, damit sie wieder ein bisschen weniger fürchten müssen, dass ich als freischaffender Musiker verhungere. (lacht)

Was ist Ihr nächstes Ziel? Ist das nächste Album schon in Planung?

Derzeit produzieren wir gerade ein Musikvideo für unser Lied von der „Saalenixe“ – danach arbeiten wir an ein paar neuen Songs für die Live-Auftritte im Sommer und Herbst. Und wenn wieder genügend Geld in der Kasse ist, nehmen wir dann auch eine neue Platte auf.

Herr Oelmann, vielen Dank für das Gespräch.

 

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