Mehr als eine Radioshow

Die Radiosendung „Salty Soundz“ feiert in diesem Jahr ihr fünfjähriges Bestehen. Dass dahinter jedoch noch viel mehr steckt, erfuhren Kulturfalterredakteure Samira Bouslimi und Johannes Möws in einem Interview.

Wie seid ihr damals auf die Idee gekommen, eine eigene Sendung zu produzieren?

Ursprünglich startete DJ Rudboy 2012 eine klassische DJ-Mixshow, die Kalm hostete und mit ein paar exklusiven Rapparts versah. Von den damaligen "Urban Soundz" existieren sogar noch 6 Ausgaben auf unserem Mixcloud-Kanal. Wir entwickelten das Format weiter zu einer richtigen Radiosendung. Die Moderation übernahm Jay One, der zu dem Zeitpunkt im Rahmen eines Uniseminars ebenfalls an einem HipHop-Format mit DJ RUDboy arbeitete. Schließlich konnten wir beide Kompetenzen miteinander vereinen, einen griffigen Name finden und somit 2013 die "Salty Soundz" als Radioshow etablieren.

Wie habt ihr euch untereinander kennen gelernt?

DJ RUDboy hat damals ganz klassisch über das schwarze Brett in der Uni nach einem Host für seine Mixshow gesucht, woraufhin Kalm sich bei ihm meldete. Er stellte schließlich auch die Connection zu Jay One her, den er über gemeinsame Kommilitonen an der Uni kannte. Unser Kameramann "dichtergraph images" kam 2015 dazu, als wir am "Homegrown-Sampler" arbeiteten und uns nach jemanden umsahen, dem wir die Arbeit am großen Allstarvideo anvertrauen konnten. Alle weiteren aktuellen oder ehemaligen Mitglieder haben sich bei uns gemeldet, weil sie Bock auf HipHop hatten und das Projekt mitgestalten wollten.

Was bedeutet der Name? Hat es mit der Geschichte Halles als Salzstadt zu tun?

Exakt, der Name stellt einen Bezug zur salzigen Historie Halles her und verweist somit immer auf unsere Wurzeln in der Saalestadt.

Was macht „Salty Soundz“ aus? Was ist das Besondere?

Der Fokus liegt vor allem auf der HipHop-Szene in Halle und Umgebung. Wir geben den hiesigen Künstlern eine Plattform und pushen die lokale HipHop-Szene durch den Blog, die Radioshow und Konzerte. Das gilt auch für überregionale Künstler, wir kennen keine Genregrenzen innerhalb der HipHop-Kultur und berichten über alles, was uns gefällt bzw. was wir für qualitativ hochwertig erachten. Außerdem versuchen wir Synergien in mehreren Bereichen zu schaffen, indem wir Radioshow, Onlineportal, Social Media und Konzerte über eine Plattform miteinander verbinden. Somit ist `Salty Soundz´ mehr als nur eine gewöhnliche Radioshow.

Eine Besonderheit fällt sofort auf. Wie kamt ihr auf das witzige Konzept, Interpreten wie ein Gericht zu interpretieren?

Viele Leute treten mit neuer Musik an uns heran, weshalb auf der Hand lag, diese Musik zu rezensieren. Da uns ein klassisches Reviewformat allerdings zu langweilig war, kamen wir auf die Idee von "Abgeschmeckt". Die Elemente aus der Küche stehen dabei für einzelne Parameter wie Flow, Beat oder Inhalt, nach denen sich ein Album bewerten lässt. So bekommt der Leser viel schneller einen Überblick und liest die Review hoffentlich auch etwas interessierter als einen langatmigen Fließtext.



Bis zum Sommer habt ihr durch diverse Live-Shows in der Drushba einen vollen Terminkalender. Inwiefern seid ihr involviert? Präsentiert ihr diese Shows, oder seid ihr die Veranstalter?

Es ist eine Mischung aus beidem. Als lokaler Promoter haben wir mit unserer Radioshow und dem Onlineportal eine Plattform geschaffen, über die wir die Konzerte präsentieren, um so auch all die Leute zu erreichen, die sich im Raum Halle und darüber hinaus dafür interessieren.

Macht ihr selbst Musik?

DJ Rudboy legt auch außerhalb von "Salty Soundz" in Clubs auf. Alle anderen haben ihre Musikkarrieren entweder früh an den Nagel gehängt oder nie begonnen, um sich gänzlich auf die Arbeit hinter den Kulissen zu konzentrieren.

Eine Radiosendung ist ja schon sehr aufwendig zu produzieren. Lastet es euch voll aus?

Es ist in der Tat sehr anspruchsvoll eine Radiosendung zu produzieren, die unserer qualitativen Anforderung genügt. Wir wollen nicht nur Musik spielen, sondern auch interessante Interviewgäste vorstellen usw. Allerdings würden wir auch nicht so viel Energie investieren, wenn es uns nicht so große Freude bereiten würde, von daher ist die Auslastung oft gar nicht so spürbar.

Was macht ihr hauptberuflich bzw. habt ihr vor, dass Salty Soundz einmal so groß wird, dass ihr davon Leben könnt?

Zum Team zählen momentan zwei Studenten, ein selbstständiger Kameramann und ein hauptberuflicher Labelmitarbeiter. Wenn es uns gegönnt sei, dann wird "Salty Soundz" eines Tages für unser täglich Brot sorgen. In der Zwischenzeit feilen wir bereits daran, das Projekt dem näher zu bringen.

Habt ihr für euer Jubiläum etwas Besonderes geplant?

HipHop lässt sich heutzutage D.I.Y., im Internet und bei Veranstaltungen erleben. Daher planen wir in unserem Jubiläumsjahr so viele Veranstaltungen wie nie zuvor, und zwar eine in jedem Monat. So möchten wir auch 2019 weitermachen und in Halle wieder so etwas wie ein HipHop-Konzertfeeling etablieren. Viele Rapper machen gefühlt immer noch einen Bogen um die Städte im Osten. Das soll sich ändern.

Was habt ihr in Zukunft vor? Plant ihr neue Projekte?

Neben einem kontinuierlichen Konzert- & DJ-Booking für Halle werden wir natürlich alle bereits etablierten Bereiche weiter ausbauen. Zudem wollen wir unser Zielgebiet auf Mitteldeutschland erweitern, um den HipHop im Osten noch mehr zu pushen.

Vielen Dank an die Macher von "Salty Soundz" für das Interview und weiterhin viel Erfolg!