"Vor dem Frühling" - Ein Film aus Halle

Vor dem Frühling“ behandelt ein nicht ganz einfaches Thema: die georgische Geschichte. Swiad Gamsachurdia war ab 1991 für ein knappes Jahr der erste Präsident Georgiens. Aufgrund seiner autoritären und minderheitenfeindlichen Einstellungen kam es gegen ihn unter anderem zu Putschen, welche ihn ins Exil zwangen. „Der Film setzt ein, als er zurück ins Land kommt, um die Macht wieder zu ergreifen und Verbündete zu suchen. Aber er muss feststellen, dass niemand mehr da und der Sieg eine Illusion ist“, beschreibt Eike Goretzka, von 42film aus Halle, die den Streifen produziert hat. Loyale Unterstützer und Truppen sollen in dem Dorf Chibula warten, um sich mit ihm zu verbünden und die Kontrolle über das Land zurückzugewinnen. Doch allein der Weg über schneebedeckte Berge, durch tiefe Wälder und an reißenden Flüssen entlang scheint den in die Jahre gekommenen Mann zu zermürben. Die ständigen Verfolger tun ihr Übriges.

Die Gegebenheiten vor Ort machten auch dem Filmteam zu schaffen. „Das Wetter im Winterfrühjahr in Georgien war kompliziert. Wir haben die meiste Zeit draußen gedreht, das war mit den Wetterumschwüngen schon manchmal hart“, so Goretzka.



Macht besitzt man nicht, sondern wird gegeben.

Das Projekt von 42film ist eine Zusammenarbeit mit dem Regisseur George Ovashvili, die zweite dieser Art. Die erste Arbeit „Die Maisinsel“ gelangte sogar auf die Shortlist der Oscars für den besten ausländischen Film. „Durch diesen Erfolg hatten wir Rückenwind und haben dann beschlossen, 'Vor dem Frühling' anzugehen und hatten dann auch recht schnell einen Finanzierungsplan. Die Idee und auch Drehbuchentwürfe von ,Vor dem Frühling' gab es schon vor ,Der Maisinsel' und waren mir auch durch George Ovashvili bekannt, nur die Zeit in Georgien war noch nicht ganz reif, um den Film tatsächlich zu drehen. Nach ‚Der Maisinsel‘ lief dagegen alles gut“, erzählt Goretzka von dem Beginn der Dreharbeiten von „Vor dem Frühling“. Auf die Frage, was das Besondere an dem Film ist, hat er eine klare Antwort: „Der Film ist besonders, weil er eine Parabel über Macht ist. Macht besitzt man nicht, sondern wird gegeben. Sie kann einem jederzeit weggenommen werden. So zeigt der Film den Weg in den unvermeidlichen Tod, weil er dem Faktor nicht ins Auge gucken möchte. Dies wäre auch ins Heutige übertragbar.“

Doch 42film möchte nicht mit einem Zeigefinger mahnen. Vielmehr scheint man ein Bild von einem Mann zu zeichnen, der innerlich hadert und mit sich und der Welt kämpft. Dabei verzichten die Macher auf überladene Dialoge. Das soll das Markenzeichen der Produktionsfirma werden und sein: „Man geht ins Kino, um visuelle Filme zu sehen. Man braucht große Geschichten und visuelle Kraft. Um Worte zu hören, kann man auch Fernsehen schauen. Das ist unser Markenzeichen: mit wenig Mitteln die Kraft der Bilder zu zeigen und emotionale Geschichten mit einem menschlichen Konflikt zu erzählen.“ Auf „Vor dem Frühling“ und die nächsten Projekte kann man auf jeden Fall gespannt sein.

(Anne - Marie Holze, Februar 2018)



Trailer: Vor dem Frühling