Die Fantastischen Vier mit 3d in Richtung Zukunft und Housmarke wirft einen Blick zurück
Die älteste deutsche HipHop-Band „Die Fantastischen Vier“ gaben am 28. September 2010 ein exklusives Konzert im Steintor-Varieté in Halle, das in Deutschland, Österreich, Belgien, Luxemburg und der Schweiz live in ausgewählten Kinos übertragen wurde. Und damit nicht genug, erstmals gab es ein Konzert als Liveübertragung in stereoskopischem 3-D zu sehen. Das Konzert war der Höhepunkt des 3-D-Innovationskongresses, zu dem das Mitteldeutsche Multimediazentrum einlud.
Weltpremiere mit einen ungeheuren technischen Aufwand
Der Kongress führte Entscheider der Film-, Musik-, Werbe- und Gamesbranche zusammen. Alexander Schäfer, Technikchef des MMZ, musste für die Weltpremiere einen ungeheuren technischen Aufwand stemmen. Sieben Doppelkameras haben das Konzert aus den verschiedensten Positionen im Saal aufgezeichnet. Dafür waren je ein Kameramann und zwei Assistenten nötig – im Ü-Wagen dann zusätzlich noch rund 30 Techniker. Über Satellit wurde dann das Ganze an rund 100 Kinos in Deutschland, Österreich und die Schweiz übertragen, die wiederum mit einen speziellen Empfänger, Receiver und 3 D Projektion ausgestattet waren. Für die Zuschauer hieß es dann nur noch: Brille auf und die Fanta 4 in Stereo für Ohren und Augen genießen. Der Trailer zum Konzert wurde natürlich auch in S3D produziert. Dafür haben die in Halle ansässigen Firmen Motion Works und Post Republic aus dem Cover des aktuellen Albums “Für Dich immer noch Fanta Sie” eine animierte und tiefe Fassung geschaffen. Thomas D. fieberte dem 28. September übrigens als einem einmaligen Doppelereignis entgegen – kleines Klubkonzert und Riesenshow für Tausende in einem, das ist selbst für ihn neu.
Housemarke über altes und neues
Kulturfalter konnte Michibeck, alias DJ Housemarke, für ein Kurzinterview über die Chancen von 3D und über ein ominöses Interview vor 15 Jahren (siehe unten) begeistern. Lesen Sie mehr...
Gibt es einen Plan, wie ihr die Stimmung eures Konzertes auf die Leinwand bringen wollt?
Wir setzen schon ziemlich hohe Erwartungen in die Möglichkeiten, die sich durch eine Live-3D-Übertragung in den Kinos für uns ergeben. Wir können den Kinozuschauer durch entsprechende Kamerapositionen in Echtzeit mit uns auf die Bühne nehmen. Durch die 3D-Technik könnte das für den Kinobesucher ein bisher ungekanntes Erlebnis ergeben.
Von allen im Interview (siehe unten) genannten Bands gibt es nur noch "Fettes Brot" und euch - ist der deutsche Hip Hop tot?
Mal abgesehen davon, dass ich dieses besagte Interview damals bestimmt nie zum Gegenlesen bekam (so viele Rechtschreibe- und inhaltliche Schnitzer, wie dat Dingen hat..:-) (Anm.d. Red.: Ha Ha Ha und das Interview gab es nie zum Gegenlesen!!!)), hat Hip Hop in Deutschland bestimmt nicht mehr die gleiche Relevanz wie in den 90ern, aber es gibt immer noch genügend neue und spannende Hip Hop-Künstler, die diese Musik am Leben halten - aber da zählen wir uns übrigens seit Anfang der 90er schon nicht mehr dazu. Uns ist Hip Hop im Prinzip egal - wir wollen machen was wir fühlen, ob das jetzt für den einen Hip Hop ist oder für den anderen nicht, spielt für uns keine Rolle. Vielleicht gibt es uns ja auch genau deswegen noch !?!
Kann eine 3D-Übertragung ein Konzert ersetzen - oder sind in Zukunft 3D Übertragungen ein Ergänzungsangebot an Leute, die das Geld für ein Konzert nicht ausgeben wollen?
Nichts kann eine Liveshow ersetzen, denn die Atmosphäre und der Sound bei einem Konzert, bei dem man den oder die Musiker in echt vor sich stehen hat, wird immer einzigartig bleiben. Dennoch bietet eine Konzertübertragung in 3D eine ganz neue, spannende Alternative zu einem Konzert, und ich würde sogar behaupten, dass dabei nicht die Kosten der entscheidende Faktor sind.
Vielen Dank, für das Interview.
Bitteschön!
(Martin Große, Kulturfalter September 2010)
Weitere Infos zu Michi Beck und den Fantas
Das 3d-Konzert der Fantastischen Vier in Halle im Steintor
Wie schön war es damals - das Interview von annodazumal
Am 16. November 1995 gastierten die Fantastischen Vier schon einmal in Halle, genauer im Capitol. Ihre Platte „Lauschgift“ war gerade erschienen, und Hip Hop erreichte seinen Höhepunkt in der deutschen Musikszene. Kulturfalterredakteur Martin Große, damals noch recht jung und unerfahren, aber ein investigativer Schülerzeitungsredakteur, schmuggelte sich in das Capitol, und es gelang ihm, DJ Housemarke vor das Mikrophon zu kriegen und somit dem Management und der örtlichen Presse ein dickes Schnippchen zu schlagen.
15 Jahre später ist deutscher HipHop fast tot – Kennen Sie noch das Rödelheim-Hartreim-Projekt? Wie Dinosaurier kommen die Fantastischen Vier oder Fettes Brot daher, die als einzige heute nennenswerten Erfolg haben. Vieles hat sich also verändert bis hin dazu, dass die Fantas 2010 am 28.9. ein 3-D-Erlebnis werden. Aber waren sie das nicht schon immer? Lesen Sie hier das Interview von damals. Es ist wie eine Zeitreise, aber eines ist geblieben: Die Fantas ans Mikro zu kriegen, ist schwer …
Hallo, bist du nicht DJ Housemarke von den Fantastischen 4?
Ja (Kaffee trinkend in der Kneipe im Capitol)
Hättest du mal Zeit für ein Interview für ein hallesches Underground Magazin?
Ja (immer noch Kaffee trinkend in der Kneipe im Capitol) Wie heißt denn dein Underground-Magazin?
Wendy*
Aha (lachend und sich in Fäustchen krümmend) Klar mach ich!
Warum tobt ihr euch nicht in größeren Hallen in Halle aus?
Da könnten euch mehr eurer Fans live erleben.Wir spielen grundsätzlich nur in kleineren Clubs oder Locations, denn größere Hallen passen einfach nicht zu uns. Hip Hop lebt nun mal in der Atmosphäre, die in den kleineren Clubs herrscht und außerdem wollen wir so nah wie möglich bei den Fans sein. Auch haben wir keine große Lichtshow und die braucht man für größere Hallen.
Auf eurer neuen Scheibe „Lauschgift“ muss der gespannte Hörer feststellen, dass auch ihr wertvolle Spielzeit in musikalische Angriffe an andere Hip Hopper vergeudet. Habt ihr das nötig?
Ähh, finde ich eigentlich nicht so, wenn man genau hinhört, sind es doch nur zwei kurze Sachen. Angriffe würde ich so nicht sagen, eher Statement. Nur im Freestyle auf Viva haben wir gesagt, dass es den Erfolg des deutschen Hip Hop ohne uns nicht gegeben hätte.
Wie steht ihr zum Erfolg von Schwester S?
Schwester S und ganz speziell das Rödelheim Hartreim Projekt hätten ohne uns keinen Erfolg gehabt. Man suchte damals einen Popularitätsgegenpol zu uns. So ungefähr wie in England Oasis und Blus. Gesucht und gefunden hat man sie in unseren Namen. Mit Grooveminister gibt es aber im Gegensatz zu Schwester S und RHP dann doch schon Reibereien…Also Grooveminister sind echt beschissen! Der eine nennt sich S.M.U.D.O und der andere DJ Housemarten. Ich kann Nachgemache nicht leiden. Wenn sie es wenigstens gut machen würden! (Lacht laut, sehr laut, HoHoHo)
Fühlt ihr euch überhaupt mit dem Rest der deutschen Hip Hop Szene verbunden?
Ich denke, es gibt keine deutsche Hip Hop Szene. Es gibt ne Menge Bands. Einige kennen wir auch und mit denen verstehen wir uns auch gut z.B. „Fresh Familiy“, „Die ollen Säue“ oder „Fettes Brot“. Die Szene ist einfach nicht einheitlich. Wir verstehen uns mit vielen und viele machen einen guten Sound.
Wird es eine zweite Megavier-Scheibe geben?
Nein. Megavier war nur so ein Projekt. Wir mussten mal was anderes machen und haben uns deswegen mit den Jungs von Megalomania zusammengetan. Es war nicht schlecht und hat uns selbst weiter gebracht, aber es war einmalig. Es hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht.
Der ach so erfolgreiche Titel „Sie ist weg“ hebt sich sehr vom restlichen Teil der Scheibe ab. Ist dies nur ein Promotionsong für eure Scheibe? Der Titel klingt so nach Massenmarkt.
Ich denke nicht, dass er sich von der Scheibe abhebt. Er ist mit ihr verbunden. Es ist klar, dass fürs Radio ein Song gewählt werden muss, dies ist nun mal „Sie ist weg“, denn er klingt am melodiösesten. Er ist auch der Teaser für die Platte, ist ja klar. Die Scheibe muss ja irgendwie bekannt werden und deswegen wird er überall gespielt.
Wie viele Platten müsst ihr bei eurem momentanen Plattenlabel noch bringen?
Wir sind bei Sony und haben da noch eine Platte.
Ist es normal, dass man, um mit euch ein Interview zu führen, alle Fragen vorher dem Management zugänglich machen muss – seid ihr schon so abgehoben?
Wir sind nun mal bekannt und würden wir jedem ein Interview geben, dann müssten wir auf der Tour von Stadt zu Stadt in einem Privatjet fliegen und ständig quasseln. Irgendwann hast du keinen Bock mehr und das geht dann auch mal auf die Stimme, deswegen die Auslese.
AHA. Gut das wars. Vielen Dank und hab nicht so viel Lampenfieber.
Danke, Tschüß
*Der Name der Zeitung wurde aus persönlichen, rechtlichen Datenschutzgründen und familiären Angelegenheiten und sowieso geändert.