Nicht nur einen Stöpsel im Ohr

Nicht nur einen Stöpsel im Ohr Wolfgang Kupke übernahm im Februar 2001 die Leitung des Landesjugendchores Sachsen-Anhalt. Für seine künstlerische Arbeit mit Jugendlichen wurde er 2012 mit dem „Bundesverdienstkreuz am Bande“ ausgezeichnet. Der Dozent der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik musiziert in verschiedenen Ensembles als Organist und Cembalist. Kulturfalterredakteur Martin Große sprach mit ihm über das Jugendmusikfest Sachsen-Anhalt.

Kulturfalter: Welches Verhältnis hatten Sie als Kind zur Musik? Wie kamen Sie zur Musik?

Wolfgang Kupke: Musik lag bei uns in der Familie. Ich habe schon als Kind Klavier gespielt und habe zum Beispiel, als ich noch Schüler auf der Penne war, nebenbei am Wochenende in verschiedenen Kirchen Orgel gespielt. Ich konnte mir damals etwas Geld damit verdienen. Eigentlich wollte ich nach der Schule Tierarzt werden, aber das hat sich nicht ergeben, und so habe ich in Halle Kirchenmusik studiert.

Sie sind Leiter eines Jugendchores – was begeistert Sie an der Arbeit?

Die Arbeit mit den Jugendlichen ist sehr interessant und spannend – besonders im Landesjugendchor. In ‚normalen‘ Chören altern die Sänger mit. Das gibt es bei uns nicht, da wir eine Altersbegrenzung haben. Das ist manchmal bitter, weil die Leistungsträger irgendwann den Chor verlassen, aber andererseits kommen immer neue Sänger, so dass sich der Chor mit der Zeit wandelt, aber dennoch gleich und jung bleibt.

Gibt es Unterschiede zwischen Jugendlichen von damals und heute?

Die kann man so nicht feststellen, denn der Chor ist ein Auswahlchor. Die Jugendlichen haben meist schon eine besondere Beziehung zur Musik. Viele kommen von den Musikgymnasien des Landes, andere sind Einsteiger und wollen hoch hinaus. Denen ist Musik etwas Selbstverständliches.



Wissen Sie von einigen ehemaligen Chormitgliedern, ob sie der Musik treu geblieben sind?

Oh ja, da kenne ich etliche. Einige sind Profis im Rundfunkchor, andere sind professionelle oder freischaffende Musiker geworden. Es gibt eine ganze Menge, von denen man immer wieder etwas hört.

Der Landesjugendchor ist in Halle mit dem Programm „Liebe, dir ergeb’ ich mich“ zu hören. Was ist das Besondere daran?

Das Spannende ist, dass wir eigentlich zwei Programme in einem singen. Es erklingen Lieder, die mit Liebe zu tun haben. Zum einen mit der christlichen Liebe, Nächstenliebe und der Liebe zu Gott, und zum anderen geht es um Liebe, die mehr mit Erotik und Liebesethik zu tun hat. In einigen Werken verschwischen die Unterschiede zwischen christlicher und weltlicher Liebe. Das Programm bringt diese Spannung auf den Punkt.

Was ist das Besondere am Jugendmusikfest? Worauf freuen Sie sich?


Das Besondere ist, dass es sich hält, dass es gefördert wird und dass es bundesweit einzigartig ist. Wir konnten es etablieren. Sonst ist es so, dass Jugendchöre irgendwohin gehen und Älteren was vorsingen. Hier machen Jugendliche was für Jugendliche. Und man stellt fest, dass diese nicht nur einen Stöpsel im Ohr haben, sondern offen dafür sind, etwas zu singen und zu hören, was 400 Jahre alt ist oder von anderen Kontinenten stammt. Außerdem sind die Jugendlichen sind im Umgang nicht so zickig. Der Umgang ist locker – und meiner zu den Jugendlichen auch. Das gefällt mir.

Herr Kupke, vielen Dank für das Gespräch.