Stadt der Sterblichen - das Leben betrachten

Der Tod ist ein Thema, über das keiner gerne spricht. Man verdrängt ihn, man denkt nicht an ihn, und sterben will man sowieso nicht. Doch so richtig sinnvoll ist das eigentlich nicht, denn erstens gehört der Tod, wie die Geburt, zum Leben dazu, und zum anderen ist die Auseinandersetzung mit dem Tod „die beste Gewähr für ein gutes Leben“, so Gian Domenico Borasio, einer der führenden Palliativmediziner Europas. Auch sagt man, dass man am Ende weiß, was wirklich wichtig war. Wieso sollte man diese Betrachtung nicht nach vorn holen, um dann das Leben noch so gestalten zu können, dass man wirklich glücklich wird?



Aus diesen und vielen anderen Gründen ruft die Funus Stiftung vom 3. Mai bis 16. Juni in Halle die „Stadt der Sterblichen“ aus. Zentraler Anlaufpunkt für viele Veranstaltungen ist das ehemalige Kunstforum Halle. Die Funus Stiftung beruht auf einem Vermögen, welches auf den Volks-Feuerbestattungsverein Halle und Umgebung zurückzuführen ist. Dieser Verein setzte seit den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts für eine würdige Bestattung seiner Mitglieder ein. Die Stiftung fördert künstlerische als auch kulturelle und soziale Projekte, die sich mit dem Tod und der Bestattung auseinandersetzen.

Und so wird in der Stadt der Sterblichen über den Tod gesprochen. Aus künstlerischer, kultureller, medizinischer und auch politischer Sicht wird zum Thema gemacht, was gern ins Abseits gedrängt wird. So kann man im Kiosk Hr. Fleischer die Plakatausstellung "Todesgedanken" von Juliane Uhl (Foto) sehen.



Plakatausstellung im Kunst- und Projektraum Kiosk am Reileck

Die Ausstellung "Todesgedanken" entspricht dem grundlegenden Ansatz JU is ME, der aus einem persönlichen Blickwinkel Facetten des Seins zeigt, die jeder kennt, die aber stark von Alltag und Werbewahn überlagert sind. JU is ME beschreibt die Idee, dass Objektivität aus der Masse von Subjektivitäten entsteht und dass in dieser Realität YOU und ME verschmilzt. Juliane Uhl, Soziologin und Kommunikationswissenschaftlerin geht davon aus, dass wir Menschen ähnlich denken und Individualität erst durch die Integration neuer Gedanken entsteht. Ihre Arbeit stellt einen niedrigschwelligen Zugang zu existentiellen Themen zur Verfügung, um in Zeiten totaler Verworrenheit, zurück zu den Basisthemen des Menschen zu kommen. Denn erst dann, wenn der Mensch wieder über die Dinge nachdenkt, die ihn als Spezies ausmachen und nicht als Konsumenten, kann er sich die Wirklichkeit zurückholen.

Juliane Uhl arbeitet seit vier Jahren im Krematorium, hält Vorträge und schreibt über den Tod. Sie plakatiert in ihrer Ausstellung "Todesgedanken" Ideen der Lebensbetrachtung. Dabei folgt sie dem Prinzip, dass jeder nur selbst seinen Sinn erkennen kann. Mit ihrer Arbeit will sie einen Zugang zu den Fragen des Lebens schaffen.

Desweiteren finden diesem Zeitraum verschiedene Ausstellungen, Lesungen, Hörsaalabende und Workshops statt. Mit über 40 Veranstaltungen, neun Ausstellungen und einem DeathSlam wurde ein Programm geschaffen, das vielseitige Annäherungen an das Thema ermöglicht. Alle Termine des Programms finden Sie in unserem Kalender.

Alle weiteren Infos gibt es hier: www.stadtdersterblichen.de