Oper Halle, (Foto: © Gert Kiermeyer)

Teseo

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Händel war 1713 gerade drei Jahre in London und wollte mit seiner neuen Oper Teseo an den phänomenalen Erfolg seines Rinaldo von 1711 anknüpfen. Er begann die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Librettisten und Musiker Nicola Francesco Haym, der für die Zauberoper Teseo auf die Textvorlage zu Jean-Baptiste Lullys Oper Thesée von Philippe Quinault zurückgriff. Der Bezug zur französischen Tragédie lyrique erklärt die für Händels Opern sonst untypische fünfaktige Struktur des Werkes. Zum Skandal kam es nach der zweiten ausverkauften Aufführung, denn der Theaterdirektor machte sich mit den Einnahmen aus dem Staub, ohne nur eine Schuld beglichen oder ein Honorar bezahlt zu haben. Die Oper aber lief so erfolgreich, dass die Sänger beschlossen, sie auf eigene Kosten weiterzuspielen und die Gewinne zu teilen.

In Händels mit ca. 2,5 Stunden Spieldauer kürzester Oper muss sich der Titelheld Teseo (Theseus) zu Beginn im Kampf beweisen, bevor der Krieg nach errungenem Sieg im Privaten fortgeführt wird. Die sagenumwobene Zauberin Medea hat nach ihrer Flucht aus Korinth Schutz in Athen bei König Egeo (Ägeus) gefunden. Dort hat sie ein Auge auf den jungen Helden Teseo geworfen, der aber mit Prinzessin Agilea (Aigle) glücklich verbunden ist. Wie es bei mächtigen Männern gar nicht so selten vorkommen soll, verkennt Machthaber Egeo den Unterschied zwischen seiner grenzenlosen gesellschaftlich bedingten Verfügungsgewalt über die Mitmenschen und seinen eigentlich begrenzten Mitteln im Bereich der amourösen Anziehungskraft und möchte gegen deren Willen Agilea ehelichen. Die zu ihm geflüchtete Medea nutzt der Herrscher zunächst für sein kriegspolitisches Fortkommen – das ihr im Gegenzug gemachte Versprechen auf gesellschaftliche Anerkennung in Form einer Hochzeit löst er indes nicht ein. Medea begnügt sich aber keinesfalls mit der Rolle des willkürgetriebenen Spielballs und verfolgt ihre eigenen Ziele mit immer radikaleren Mitteln. Da verwandelt die Zauberin die Welt schon mal in eine karge Höllenlandschaft voll Ungeheuer und Dämonen, in welche Agilea entführt wird, um ihrer Liebe zu Teseo abzuschwören.

Charles Burney, der bekannteste Musikhistoriker aus Händels Zeit, hielt Teseo in Anbetracht der hier gezeigten musikalischen „Geniestreiche des Großmeisters“ für ein herausragendes Händelwerk. Das Liebes-Duett „Cara, ti dono in pegno il cor“ [Liebste, mein Herz nimm hin als Pfand], in dem eine männliche und eine weibliche Sopranstimme außerhalb aller heute gängigen Geschlechterbilder miteinander verschmelzen, führt er als möglicherweise schönstes je von Händel komponiertes Duett überhaupt an.

Die Neuproduktion in Halle folgt mit einem männlichen Alt (Egeo) und einem männlichen Sopran (Teseo) der Besetzung der Londoner Uraufführung. Die Partie der Zauberin Medea übernimmt die Händelpreisträgerin der Stadt Halle Romelia Lichtenstein. Der Titelheld Teseo wird von dem aufstrebenden Nachwuchsstar Samuel Mariño gegeben, der in Halle mit seinen glasklaren Koloraturen schon als Alessandro in Händels Berenice als „Sensation“ von der Fachpresse gefeiert wurde.

Der junge Regisseur Martin G. Berger hat seit Anfang der 2010er Jahre eine vielbeachtete Karriere als Opernregisseur hingelegt. Nach etlichen Preisen und einer Nominierung für den deutschen Theaterpreis DER FAUST inszeniert er zu den Händel-Festspielen 2020 nun erstmals an der Oper Halle.

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