Buchtipps: Drei kultige Dystopien, die bis heute bewegen

Ob es um Bücher für Kinder oder Erwachsenenliteratur geht: Im Zeitalter der Self-Publisher wird der Buchmarkt Woche für Woche mit Neuerscheinungen überschwemmt. Bei der Auswahl lohnenswerter Schmöker finden sich Literaturfans kaum noch alleine zurecht und verlassen sich bei ihren Leseentscheidungen vermehrt auf Lesetipps und Rezensionen. Leichter fällt die Entscheidung im Falle echter Kult-Bücher, die dank ihrer Qualität in die Geschichte eingegangen sind. Sie prägen ihr Genre und stehen in Wechselwirkung mit den Zeitumständen, während derer sie geschrieben wurden. Obwohl es sie in jedem Genre gibt, hat das der Dystopie einige der bemerkenswertesten Bücher dieser Art hervorgebracht. Die drei kultigsten aller Zeiten sollte jeder kennen: „Fahrenheit 451“ (Ray Bradbury), „1984“ (George Orwell) und „Schöne neue Welt“ (Aldous Huxley).
Kultbücher: Das macht die besten Anti-Utopien aus
Wer online bei eBay oder Amazon nach Dystopien stöbert, stößt schnell auf die Charakteristika des Genres. Grundsätzlich spielen Dystopien wie auch die positive Utopie in der nahen oder fernen Zukunft. Im Gegensatz zu utopischen Werken zeichnen sich dystopische durch ein negatives Zerrbild der künftigen Gesellschaft aus. Entwicklungen zum Negativen ereignen sich in den Werken oft im Zusammenhang mit
- totalitären Systemen
- der wissenschaftlichen Fortschrittlichkeit
- dem Freiheitsverlust bis hin zur Versklavung des Einzelnen
- der Überbevölkerung
- der Schichtenbildung und Unterdrückung
- anhaltenden Unruhen oder dem Krieg
Als Genre hat die Dystopie seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen festen Platz in der internationalen Literaturlandschaft und ist in ihren vielen Spielarten auch im Filmbereich vertreten. So vielleicht am häufigsten in ihrer post-apokalyptischen Unterform, vor deren Handlungsbeginn bedeutende Anteile der Menschheit ausgelöscht werden. In der jüngeren Vergangenheit hat das Interesse an dystopischer Kunst wieder zugenommen, wobei Bücher eine Schlüsselrolle spielen. Den Anstoß hat die Coronakrise und die damit einhergegangene Vermengung von wissenschaftlicher Fortschrittlichkeit und regulativen politischen Maßnahmen gegeben. Wie relevant ihre Werke Jahrzehnte später werden würden, haben die Autoren der drei kultigsten Dystopien wahrscheinlich nicht vorausgesehen. Oder – ganz die Visionäre – vielleicht doch. Diese Top 3 dystopische Bücher könnt ihr auf Second-Hand Online-Anbieter medimops finden.
„Fahrenheit 451“ (Ray Bradbury, 1953)
Schon der Titel von Ray Bradburys „Fahrenheit 415“ sagt alles. Bei genau dieser Temperatur fangen Bücher Feuer. Die gleichnamige Dystopie spielt in einer Zukunft, die den Menschen das Lesen verbietet. In einem totalitären Staatssystem werden sie bewusst dumm gehalten und mit Mitteln wie Fernsehberieselung vom Wesentlichen abgelenkt. Die Feuerwehr löscht keine Feuer mehr, sondern muss Bücher aufstöbern und verbrennen. Als Protagonist tritt Feuerwehrmann Guy Montag in Erscheinung, der seine pflichtbewusste Einstellung nach einem schicksalshaften Zusammentreffen mit der jungen Clarisse ablegt. Verbotenerweise liest er ein Buch. Inspiriert durch Zeitgeschehnisse wie die Nazi-Diktatur und die McCarthy-Schauprozesse gegen angebliche Staatsverräter, hat Ray Bradbury mit “1953” zeitlosen Science-Fiction-Kult geschaffen. Auch in westlichen Diktaturen kommt es zuweilen vor, dass der Staat Bürgerrechte zu unterwandern versucht. In der Vergangenheit war dies beispielsweise im Rahmen des US-amerikanischen Patriot Acts der Fall. Seit der Ersterscheinung warnt „Fahrenheit 451” vor genau solchen Tendenzen und ihren Folgen.
„1984“ (George Orwell, 1949)
George Orwells „1984“ zählt zu den einflussreichsten Büchern seines Jahrhunderts. Den darin beschriebenen Überwachungsstaat stellt Orwell mit erschreckender Unerbittlichkeit dar und schafft damit eine selbstverständliche Metapher für totalitäre Verhältnisse. Seinerzeit wurde er von den Entwicklungen der Sowjetunion unter Stalin in seinem Schaffen beeinflusst. Damals öffneten sich englische Intellektuelle vermehrt Sozialismus-Gedanken mit sowjetischer Prägung, woraufhin Orwell auch das totalitäre Staatsdenken näherrücken sah. Die drastischen Darstellungen in „1984“ waren ein entschlossener Eintritt gegen Entwicklungen dieser Art. Das Sahnehäubchen auf dem Roman sind jedoch seine literarischen Qualitäten. Die Kombination fantastischer und realistischer Elemente mit politisch satirischen Abschnitten kann sich genauso sehen lassen wie der Spannungsbogen. Selbst ein sprachliches Medium, stellt die Dystopie außerdem die Instrumentalisierung von Sprache zu Zwecken der Manipulation dar. Ein echter Meisterkniff, der die düster pessimistische Zukunftsvision noch lesenswerter macht. An Aktualität hat „1984“ bis heute nicht eingebüßt.
„Schöne neue Welt“ (Aldous Huxley, 1932)
Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ gilt mit als größtes und zugleich dystopischstes Buch des 20. Jahrhunderts. Der Roman spielt in einer Zukunft, die Glück zu einer maßlos verabreichten, hochgradig missbrauchten Droge macht. Konsum und Sex schaffen negative Emotionen ab. Alter und Krankheit existieren nicht mehr und technischer Fortschritt heilt Schmerzen. Fortpflanzungsprobleme werden durch Reproduktionsfabriken gelöst, wo Menschen industriell hergestellt und auf ihre gesellschaftliche Rolle genormt werden. Alles funktioniert perfekt und alle Probleme sind gelöst. Sämtliche Bedürfnisse werden unverzüglich befriedigt. Doch hinter der Fassade dieser schönen, neuen Welt tut sich ein boshafter Abgrund auf. Durch seine brennende Aktualität wirkt Huxleys fast ein Jahrhundert altes Buch heutzutage noch beklemmender.