Zwischen Design und Handwerk

Peter Hohmann ist Zimmermann, Tischlermeister, Restaurator im Handwerk und hat seit dem Jahr 2004 eine eigene Firma mit Sitz in Bernburg. Hauptsächlich beschäftigen sich sein 6-köpfiges Team und er mit Möbelrestaurierung und Möbelbau. Seit über einem Jahr drückt der Firmenchef 2012 allerdings wieder die Schulbank, denn er besuchte eine im Künstlerhaus 188 vom gleichnamigen Verein angebotene Fortbildung zum „Gestalter im Handwerk“. Deswegen ist Hohmann des Öfteren auf Station in Halle und wir sprachen mit ihm über Gestaltung und Design.

Kulturfalter: Herr Hohmann, was ist für Sie Design?

Peter Hohmann: Für mich ist Design, bezogen auf meine Kunden, das Zusammenspiel zwischen handwerklichem Geschick, Funktionalität und Aussehen hinsichtlich der Zufriedenheit meiner Kunden.  

Kommen Sie als Tischlermeister oder Restaurator mit Design in Berührung?

Nicht wirklich, dachte ich bisher, aber jetzt denke ich schon, dass ich ein Stück weit designe. Man entwirft Stücke, wie mein Meisterstück, was sicherlich auch ohne Designausbildung ging. In der Meisterausbildung ist Design oder Gestaltung nicht wirklich enthalten. Ich hatte ein bisschen Zeichnen und gestalterisches Arbeiten, aber das war streng sachlich. Aber natürlich es ist immer auch ein kreativer Akt, ich würde sagen eine Verbindung aus Handwerk und Gestaltung. In der Fortbildung lerne ich die Gesetzmäßigkeiten von Formzusammenhängen und deren Wirkung.



Wie entwerfen Sie ihr Meisterstück oder ein Möbelstück für einen Kunden? Ist da nicht Design drin?

Mein Meisterstück ist ein Tor für ein altes Gebäude. Da gab es als Vorgabe des Hauses, dass Elemente zu nehmen waren, die für meine Region typisch sind und es ergaben sich Vorgaben durch die Nutzung. Dann setzt man sich zusammen, macht eine Zeichnung mit der Bauweise und den Schwierigkeitsgraden. Dann gab es einen Entwurf, das Ganze habe ich meinem Schaumeister gezeigt und ihm gesagt, wann ich was wo mache, damit er jederzeit die Möglichkeit hat sich meine Arbeit anzuschauen. Aber es ist sehr anders, als die Sachen in der Ausbildung im 188. Ob da Design bei meiner Ausbildung zum Tischlermeister dabei war, möchte ich nicht beurteilen, aber ein gewisser kreativer Akt ist es schon, ein Meisterstück zu bauen.

Die Kurse sind recht unterschiedlich und zahlreich: Freihandzeichnen, skulpturales Gestalten, Designrecht, Fotografie oder Marketing stehen auf dem Lehrplan. Welcher Kurs gefällt Ihnen am meisten oder brachte Ihnen am meisten?

Es ist die Summe aus allen. Ich mache die Weiterbildung nicht, um einen Titel zu haben, sondern weil die Lehrinhalte interessant sind. Der Kurs gibt mir die Möglichkeit Sachen zu machen, die ich immer einmal machen wollte, aber nie Zeit dafür hatte. Aber das Freihandzeichnen war schon eine schöne Sache, denn die kann ich beim Kunden gleich anwenden. Ich skizziere sofort etwas und zeige es gleich, das spart jede Menge Fahrerei und Telefoniererei. Dann gehe ich an die Gestaltung. In den einzelnen Fächern habe ich ein paar Tricks und Kniffe gelernt, die das Umsetzen erleichtern, auch wenn man mal keine zündende Idee hat. Es ist gut den Kopf freizubekommen und neue Wege zu gehen. Nach vielen Jahren in einem Beruf habe ich Angst einen Tunnelblick zu entwickeln.  

Also ändert sich durch die Fortbildung Ihre Arbeitsweise?

Ja, in vielen Bereichen. Das Fotografieren mache ich jetzt anders. Ich präsentiere meine Arbeit nach außen hin neu und nutze die Tricks und Mittel des Marketings und der Software in der Bildbearbeitung.



Wie ist die Zusammenarbeit mit den Mitschülern, das sind doch sicher einige auch aus Ihrem Bereich. Entsteht da nicht Konkurrenz?

Untereinander arbeiten wir gut zusammen. Auch wenn wir mehrere Tischler sind, entsteht kein Konkurrenzkampf, da jeder sehr verschieden ist. Aber ob am Ende Zusammenarbeiten entstehen, darüber Aussagen zu treffen ist zu früh, denn die Weiterbildung geht noch anderthalb Jahre.    

Was ist es für ein Gefühl, nach sieben Jahren Arbeitsleben wieder auf der Schulbank zu sitzen?

Es ist so entspannend wie noch nie, denn es macht einfach Spaß und ist für mich mehr eine schöne Therapie, weil ich durch dieses Lernen den Kopf frei bekomme. Nach 2,5 Jahren bin ich „Gestalter im Handwerk“ (mit Zeugnis der Handwerkskammer Halle) und das bringt mich manchmal schneller ans Ziel und es ergeben sich sicher neue Kontakte durch die gemeinsamen Projekte. Natürlich waren der Druck der Meisterausbildung und der Restaurator-Schule größer für mich, wenn man bedenkt, dass ich direkt nach dem Restaurator-Abschluss (Prüfung am 21.02.2004) am 01.03.2004 meine Firma gegründet habe. Der Abschluss war für mich die Grundlage meiner Firmengründung und die Visitenkarten waren auch schon gedruckt.  

Bieten Sie in Ihrer Firma durch den Kurs inspirierte neue Produkte an?

(lacht) Skulpturen zu machen fand ich ganz gut. Ich habe meinen Hund aus Holz geschlagen (siehe Foto) und er hat mich nicht gebissen, also scheint es zu gefallen. Mal sehen, wie es sich entwickelt…

Herr Hohmann, vielen Dank für das Gespräch.

(Martin Große, Kulturfalter Januar 2012)

 

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