Liebe über nationale und soziale Grenzen hinaus

Gerade in heutigen Gesellschaften ist das Thema Homophobie und Diskriminierung leider immer noch kein Relikt der Vergangenheit. Frankreich macht es vor und gibt Homo- und Bisexuellen Paaren seit Mai diesen Jahres die Möglichkeit zu Heiraten und Kinder zu adoptieren. In Deutschland ist dies bisher nur im Rahmen einer eingetragenen Lebenspartnerschaft möglich, die nicht die gleichen Rechte mit sich bringt, wie eine Ehe, seien es nun formale Aspekte oder auch gesellschaftliche Akzeptanz.

Diesen Konflikt versucht Medientrainer Falk Steinborn vom schwul-lesbischen Medienprojekt queerblick e.V. in seinem Kurzfilm „Trau Dich“ aus der Perspektive  von jungen Erwachsen in Deutschland zu verdeutlichen. Zusammen mit Jugendlichen aus der Jugendgruppe „Queerulanten“ des Begegnungszentrums „lebensart“ in Halle, drehte er einen Kurzfilm, der die Situation junger homosexueller Leute rund um das Thema Ehe in den Fokus stellt.



Darum geht es im Film

Die Anfang 20-Jährige Christina ist verheiratet und lebt in einer Beziehung mit einem Mann. Eines Tages offenbart sie ihm, dass sie sich in jemand anderen verliebt hat: in eine Frau. Der Konflikt ist vorprogrammiert. Ihr Mann ist zunächst geschockt und sie entschließt sich, ihr Glück in der Beziehung zu ihrer neuen Freundin zu suchen. Anfänglich noch sehr unsicher, gehen die beiden Aufeinander zu und Christian merkt schnell, dass sie in dieser Beziehung nicht mehr dieselbe Akzeptanz genießen kann, die sie vorher erleben durfte. Als sie ihrer Freundin einen Antrag macht, wird den beiden klar, dass Diskriminierung auch in Deutschland eine Hürde auf dem Weg zur Gleichstellung ist.

Die Jugendlichen im Kurzfilm hatten bisher keine schauspielerische Erfahrung. So brachte Falk Steinborn neben einem Kameraequipment auch seine Erfahrung als Medientrainer mit und stellte den Film mit den Jugendlichen in einem Wochenendworkshop Ende April auf die Beine. Neben schauspielerischer Praxis, konnten die Jugendlichen auch einen aktiven Einblick in die Arbeit eines Regisseurs bekommen.

Der Zuschauer erhält einen Eindruck in die Gefühlswelt junger Erwachsener, die sich durch ihre sexuelle Orientierung unabhängig von ihrem Alter in verschiedene Richtungen entwickeln. Der Konflikt zwischen Christina und ihrem Mann verdeutlicht, dass nicht nur die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber Homo- und Bisexuellen Beziehung noch immer ein angespanntes Thema ist. Auch ihre eigene Auffassung der Beziehung ist tief geprägt von der öffentlichen Wahrnehmung des klassischen Bildes von Mann und Frau. Sie vergleicht ihre Beziehung zu ihrer Freundin mit der zu ihrem Ex-Mann und gerät so nicht nur an gesellschaftliche Grenzen.

Der Titel weist auf eine Doppeldeutigkeit hin: Zum einen sich nicht zu verstecken und zu seiner Persönlichkeit mit allen Facetten zu stehen und zum anderen weist er auf die umstrittene Umsetzung der neuen Gesetze für Homosexuelle in Frankreich. Einige Tage zuvor hatte Frankreich ein Gesetz für die offizielle Anerkennung von homosexuelle Ehen festgelegt. In nur 6 Ländern ist diese Gleichstellung mittlerweile anerkannt. In den restlichen 21 EU-Ländern werden Schwule, Lesben und Bisexuelle weiterhin diskriminiert.

Die Initiative queerblick e.V. möchte zusammen der Jugendgruppe Queerulant aus Halle  mit diesem Kurzfilm ein Zeichen setzen und liefert im Kampf gegen die Unterdrückung einen Beitrag, der sich sehen lassen kann.

„Trau Dich“, von Falk Steinborn und der Jugendgruppe Queerulanten Halle, produziert im Kurzfilmworkshop  des queerblick e.V., 2013, 6 Minuten, FSK: o. A.

(Yasmin-Coralie Berg, Kulturfalter)