Die Kulturreederei - Martin Kreusch und Jan Felix Frenkel über die Kulturreederei

Die Kulturreederei war ein Kleinkunstfestival, das sich durch einen sehr persönlichen Charme auszeichnete und für das Publikum eine bunte Palette an kabarettistischen und humorvollen Veranstaltungen im Petto hatte. Aber genauso ist die Kulturrreederei auch ein Verein für Theater, Kunst und Kultur. Kulturfalter-Redakteure Sarah Langhoff und Martin Große sprachen mit Martin Kreusch und Jan Felix Frenkel, den beiden Machern hinter der Kulturreederei.

Kulturfalter: Welche Idee steckt hinter der Kulturreederei?

Martin Kreusch: Wir wollten etwas schaffen, was es so noch nicht in Halle gab. Da kam uns die Idee, ein Kleinkunstfestival zu veranstalten. Wir haben damalige Studienkollegen und Leute mit denen wir schon gemeinsam Theater veranstaltet haben gefragt, ob sie Zeit und Lust hätten, sich an unserem Projekt zu beteiligen. Glücklicherweise haben wir viele coole und motivierte Kumpels mit echt lustigem Zeug im Gepäck zusammentrommeln können.

Wie kam es zur Gründung der eigenen Agentur?

Kreusch: Wir haben die Kulturrederei gegründet, weil wir ihn brauchten für unsere eigenen Projekte wie die Kulturreederei. Jetzt machen wir mit dem Verein unsere großen Produktionen, wie „Der Zusammenstoß“ oder „The Secret of Monkey Island“. Weil die nicht gemeinnützige Arbeit aber immer weiter gewachsen ist, haben wir die Agentur Mandroschke ins Leben gerufen. Dies geschah auch, weil wir öfter gefragt wurden, Projektleitungen als Auftragsnehmer zu übernehmen. Das kann man nicht mit einem Verein machen.

Dann gibt es aber noch das Theater Mandroschke…

Kreusch: Das Theater ist ein eigenes Unternehmen, aber mehr ein Hobby. Damit verdienen wir kein Geld. Die Idee dahinter ist eine Bühne für eigene Produktionen zu haben und ebenso der freien Szene in Halle eine Plattform zu bieten.

Was macht nun die Kulturreederei so besonders? Was unterscheidet sie von anderen künstlerischen Festivals?

Jan Felix Frenkel: Erst einmal soll geklärt werden, dass es sich bei der Kulturreederei nicht um ein Theaterfestival handelt, sondern um ein Kleinkunstfestival, dass aber auch Theaterveranstaltungen im seinem Programm bietet.

Kreusch: Ich denke das Besondere an der Kulturreederei ist die familiäre Grundstimmung, die hier an den Tag gelegt wird. Wir sind alle untereinander befreundet, und alle Künstler gehen super entspannt und hoch motiviert an die Sache. Ich denke, dieses Heimatliche und Zwanglose vermitteln wir auch dem Publikum.

Ist die Kulturreederei ein Kleinkunst- oder eher ein Comedyfestival?

Kreusch: Sie ist von beidem etwas. Wir wollen Comedy zum Zuhören machen. Uns ist wichtig, dass wir eine Botschaft vermitteln, die auch ankommt: Das Fest ist klein aber fein. Wir tun wertvolle Dinge, die das Publikum begeistern sollen. Da ist Quatsch dabei, aber kein sinnloser. Von Stand-Up-Comedy halten wir nichts. Unterhaltsame Musik in Kombination mit inhaltlichem Spaß wollen wir auf die Bühne bringen.



Wie sind die Reaktionen des Publikums?

Kreusch: Anfangs dachten wir, wir würden mit der Kulturreederei eher Studenten ansprechen. Zu unserer Freude besucht uns aber ein vielfältiges Publikum, angefangen von Studenten bis hin zu Familien, jungen Paaren und älteren Leuten. Zudem ist das Theater Mandroschke ja ein Betrieb, durch welchen auch immer mehr Leute auf uns aufmerksam werden. Insgesamt wird die Kulturreederei sehr gut angenommen, und die Anzahl der Begeisterten steigt.

 Wie finanziert ihr solch ein freies Kleinkunstfestival?

Frenkel: Wir werden vom Land Sachsen-Anhalt, von der Stadt Halle und vom Lotto Toto in Halle gefördert, denen wir an dieser Stelle recht herzlich danken möchten. Die Kulturreederei ist ein selbstgegründeter Verein und trägt sich zum Teil auch selbst. Durch viel Kraft, Fleiß, Motivation und den Zusammenhalt der Mitglieder können wir vieles selber stemmen. Es wird viel Hand in Hand gearbeitet und herausragende Vereinsarbeit geleistet, ohne irgendeinen kommerziellen Hintergrund.

Nach welchen Gesichtspunkten wählt Ihr Eure Künstler aus?

Frenkel: Zunächst machen wir Vorschläge zu bestimmten Künstlern, die uns persönlich ansprechen. Vereinsintern wird dann besprochen, wenn alle damit einverstanden sind, laden wir sie zu uns ein.

Kreusch: Naja, sie müssen uns gefallen. Ein Künstler muss authentisch sein und besonders gut zum Ausdruck bringen können, was er vermitteln möchte, das ist uns wichtig. Wenn wir sie selbst sympathisch und komisch finden, gefallen sie dem Publikum mit Sicherheit auch.

Wen würdet ihr denn gern mal zu euch einladen?

Kreusch: Herbert Grönemeyer, den find ich echt klasse. Aber das ist reine Utopie, dass er zur Kulturreederei kommt.

Vielen Dank für das Interview!

(Sarah Langhoff und Martin Große, Kulturfalter, November 2014)