Im Foyer mit… Anja Jünger

Theaterkritiken sind immer eine schwierige Sache. Die Akteure auf der Bühne, der Zuschauer, der Kritiker – jeder sieht ein Theaterstück anders. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen in unserer neuen losen Serie „Im Foyer mit…“ einen völlig neuen Blickwinkel bieten. Und zwar möchten wir die „Kollegen“ zu Wort kommen lassen. In Halles großer freien Theaterszene besuchen sich die Akteure natürlich untereinander und schauen sich die neuen Stücke der Kollegen an. Im Anschluss an die Premiere wird gefeiert und ebenso oft diskutiert, gelobt oder kritisiert. Das erste Stück, was wir so besprechen möchten, ist „Zeit im Dunkeln“, welches von Regisseur Martin Kreusch im Studio im Waisenhaus Premiere gespielt wird. Premiere war im November und weitere Vorstellungen gibt es im Dezember. Kulturfalterredakteur Martin Große sprach mit Anja Jünger über das Stück. Anja Jünger ist Sprechwissenschaftlerin, spielt seit ihrer Kindheit Theater. Man konnte sie als Voodoo-Lady und Schwertmeisterin in Monkey-Island erleben, ebenso im Kurt Schwitters-Stück „Der Zusammenstoß“ und auch beim Dinnertheater der Kulturreederei.

Kulturfalter: Was wusstest du über das Stück?

Ich wusste vorab, dass es eine Vater-Tochter-Geschichte von Henning Mankell ist. Natürlich dachte ich sofort an einen Krimi. Auf dem Flyer las ich, dass es hochaktuell ist und die Flüchtlingsthematik behandelt. Mich hat verwirrt, was Mankell mit Flüchtlingen zu tun hat, aber das hat mich bestärkt es zu sehen. Henning Mankell kannte ich nur aus den Krimis im Fernsehen.

Mit welchen Erwartungen bist du hineingegangen und wurden diese erfüllt?

Ich ging mit der Erwartung hin, dass es ein bewegender und dramatischer Abend wird. Ich hatte aus den Gesprächen ein bisschen was zur Probenarbeit erfahren. Das Stück hat alle Beteiligten sehr mitgenommen. Es handelt von existentiellen Problematiken. Es klang alles hoch dramatisch und es war klar, dass es nicht gerade ein Happy End wird. Und das wurde erfüllt. Es war sehr emotionaler, intensiver Abend. Ich fand die Besetzung mit Katha Hoffmann als Tochter und Bartel Wesarg als Vater sehr wirkungsvoll. Es war teilweise beklemmend, ich fühlt mich in die Geschichte hineingezogen, so sehr dass die Geschichte meine Erwartungen übertroffen hat. Die Nähe zur Bühne, der dichte Raum, dass man so nah dran war hat ihr Übriges getan.



Was hat dir noch gefallen an der Inszenierung?

Es war gut mal wieder ein Stück zu sehen, dass auf zwei Personen beschränkt ist. Den Schauspielern ist es gelungen, dass man ihnen abnimmt, was in ihrem Kopf vorgeht. Beide haben mich abgestoßen und gleichzeitig Verständnis geweckt, auch wenn ich das nicht zulassen wollte. Es ist ihnen gelungen die Charaktere glaubhaft zu machen, das hat die Emotionalität des Stückes verstärkt. Und das Bühnenbild hat mir auch gut gefallen.

Welche Sachen würdest du anders machen? Gibt es Kritikpunkte?

Die Musik hat mir sehr gefallen. Die wurde in den Szenewechseln eingesetzt und ich hätte mir gewünscht davon mehr zu hören. Einfach um eine Verschnaufspause zu haben. Wie waren die Reaktionen des Publikums Die waren erstaunlich. Vielen ging es wir mir. Das Stück ist den Leuten sehr nah gegangen. Sonst ist nach einer Premiere immer ein großes Hallo und es gibt Sekt. Da war keine Partystimmung. Viele waren in sich gekehrt und mussten alles erstmal sacken lassen. In der zweiten Vorstellung soll es ähnlich gewesen sein. Manche hatten sogar Tränen in den Augen.

Wie waren die Reaktionen des Publikums?

Die waren erstaunlich. Vielen ging es wir mir. Das Stück ist den Leuten sehr nah gegangen. Sonst ist nach einer Premiere immer ein großes Hallo und es gibt Sekt. Da war keine Partystimmung. Viele waren in sich gekehrt und mussten alles erstmal sacken lassen. In der zweiten Vorstellung soll es ähnlich gewesen sein. Manche hatten sogar Tränen in den Augen.

Wie lautet Dein Fazit?

Es ist ein sehr sehenswerter Theaterabend auf den man sich einlassen sollte und man sollte danach mit jemanden reden können.

 

Liebe Anja, Vielen Dank für das Gespräch.